Einleitung/Hintergrund: Ein möglicher Publikationsbias, zu geringe Fallzahl, die Problematik des multiplen
statistischen Testens usw. sind nur einige Faktoren, die die Bewertung von Genotyp-Phänotyp-Assoziationen
in der Praxis enorm erschweren können. Vor diesem Hintergrund kann es sein, dass von
Assoziationen berichtet wird, die im Extremfall nicht repliziert und dann als sogenannte
Negativreports veröffentlicht werden. Als Beispiel wird hier ein Negativreport zur
Assoziation zwischen Ekzem und Polymorphismen des Gens COL29A1 vorgestellt. Atopisches
Ekzem (Neurodermitis) ist eine der häufigsten Hautkranken, die sowohl durch genetische
Faktoren als auch Umwelteinflüsse ausgelöst wird. Basierend auf vorangegangenen Untersuchungen
wurden Assoziationen zwischen COL29A1 kodierenden Single Nucleotide Polymorphismen
(SNPs) und Ekzem berichtet. Das Gen COL29A1 kodiert ein epidermisches Collagen, das
vermutlich eine Rolle in der epidermischen Barrierefunktion spielt. Material und Methoden: Die berichteten Assoziationen mit Ekzem wurden in einer strengen Replikation in fünf
großen, unabhängigen und gut phänotypisierten Kohorten mit einer Gesamtfallzahl von
n=12593 überprüft. Auch verwandte Phänotypen und der Subtyp „atopisches“ Ekzem wurden
in lockeren Replikationsstudien untersucht. In einer ergänzenden Familienkohorte wurde
auf maternales imprinting getestet. Für jede Kohorte wurde eine Powerberechnung durchgeführt,
um unter den vorliegenden Bedingungen die statistische Testschärfe zur Aufdeckung
selbst kleiner Effekte zu quantifizieren. Für fest definierte Bereiche des Odds Ratios
wurden außerdem Äquivalenztests durchgeführt. Ergebnisse: Wir konnten keinen Nachweis für die Beziehung zwischen COL29A1 SNPs oder Haplotypen,
bestehend aus sliding windows von 5 bzw. 4 SNPs, und Ekzem oder einem der anderen
untersuchten Phänotypen finden. Unsere Ergebnisse wurden durch die statistischen Äquivalenztests
bestätigt. Eine zusätzliche COL29A1-Expressionsuntersuchung konnte ein unterschiedliches
Verteilungsmuster zwischen Patienten mit Ekzem und gesunden Kontrollen nicht bestätigen.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse stützen nicht die Hypothese, dass COL29A1möglicherweise Risikovarianten
für Ekzem oder die untersuchten Subphänotypen enthält. Dies unterstreicht zum einen
die Wichtigkeit von sorgfältigen Replikationsstudien und zum andern die Notwendigkeit
der Betrachtung aller Ergebnisse in einer Gesamtschau, um Genotyp-Phänotyp-Assoziationen
zu bewerten.