Einleitung: In Deutschland leben zwischen 500.000 und einer Million sog. irregulärer Migranten
und Migrantinnen; in Italien beträgt diese Zahl letzten Schätzungen zufolge 280.000
Personen. Da zur besonderen gesundheitlichen Situation dieser Migranten/-innen und
ihrem Zugang zur medizinischen Versorgung bisher nur wenige Kenntnisse vorliegen,
wird die medizinische Versorgung von irregulären Migranten in den europäischen Ländern
Italien und Deutschland vergleichend analysiert. Methoden: Für die Studie wurden folgende Informationen in einem Methodenmix (quantitativ sowie
qualitativ) gesammelt und in einem deskriptiven Vergleich analysiert. Für die systematische
deskriptive Vergleichsanalyse wurden Kriterien ausgearbeitet, die der Autorin bei
der Beantwortung der Fragestellung zur Hilfe standen: Struktur des Gesundheitssystems,
rechtliche Rahmenbedingungen, institutionelle Verankerung und Spektrum des medizinischen
Angebots für irreguläre Migranten und Migrantinnen. Zusätzlich wurden Expertenmeinungen
und die Berichterstattung in den Medien (für den Zeitraum zwischen 1976 und 2010)
zu dem Thema betrachtet. Ergebnisse: In beiden Ländern ist irreguläre Migration bekannt, jedoch gehen beide europäischen
Länder mit der Frage der Versorgung irregulärer Migranten unterschiedlich um. Das
erste übergeordnete Ergebnis, das aus der vergleichenden Analyse der untersuchten
Thematik hergeleitet werden kann, ist zum Beispiel, dass die Rahmenbedingungen im
Modell des Nationalen Gesundheitsdienstes in Italien im Vergleich zum deutschen Sozialversicherungsmodell
für die gesundheitliche Versorgung von irregulären Migranten besser geeignet sind.
Aus dem weiteren Ergebnis dieser Studie resultierte unter anderem, dass das Thema
in Italien in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion derzeitig präsenter ist.
Diskussion: Der Zugang irregulärer Migranten zur Gesundheitsversorgung hängt direkt von mehreren
Faktoren wie zum Beispiel dem Vorhandensein von institutionellen Barrieren, Möglichkeiten
der Abrechnung von Gesundheitsleistungen oder dem Zugang zu Gesundheitsinformationen
ab. All diese Faktoren sind aber letztlich indirekt abhängig von den rechtlichen Rahmenbedingungen
und dem Grad der Einbeziehung der Zielgruppe in der jeweiligen Gesellschaft. Den Ergebnissen
dieser Studie zufolge, scheint die Situation für irreguläre Migranten und Migrantinnen
im Vergleich zu deutscher Situation besser zu sein.