Der Klinikarzt 2010; 39(9): 419
DOI: 10.1055/s-0030-1267428
Blickpunkt

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Buchrezension – Die Leber in der Intensivmedizin

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Publication History

Publication Date:
04 October 2010 (online)

 

Canbay A, Gerken G (Hrsg.). Die Leber in der Intensivmedizin. Linkenheim-Hochstetten: Aesopus Verlag e.K., 2010. ISBN 978-3-936993-49-3

In Bezug auf die multiplen komplexen Funktionen, die die Leber als Organ aufweist, lässt das vorliegende Buch kaum Fragen offen. Es beschäftigt sich insbesondere mit den Leberveränderungen, die im Rahmen intensivmedizinischer Behandlungen auftreten können. Die Autoren führen den Leser strukturiert durch die medizinischen Fachbereiche und die Erkrankungssituationen, in denen der Patient im Rahmen der intensivmedizinischen Behandlung besonders gefährdet ist, eine Leberfunktionsstörung zu entwickeln. Anatomie und Physiologie der Leber sind im ersten Kapitel die Grundlage, die von Prof. Dr. med. Ali Canbay dargestellt wird. Weiterhin erläutert er die Leberparameter und die damit verbundene Einschätzung der Leberleistung.

Wann und wie Gerinnungsstörungen bei Lebererkrankungen zu therapieren sind erläutert Dr. med. Hannes Müller-Beißenhirtz und geht dabei auch auf klinische Situationen bei Lebersynthesestörungen ein. Dr. med. Gerald Denk und PD Dr. med. Christian Rust erörtern in ihrem Beitrag die Leberprobleme auf der internistischen Intensivstation und räumen ein, dass die Datenlage zur Häufigkeit einer Cholestase oder Leberinsuffizienz bei Intensivpatienten immer noch "dürftig" ist. Eine wichtige Differenzierung sehen die Autoren in der hepatozellulären oder cholestatischen Leberschädigung, wobei letztere mit einer schlechteren Prognose einhergeht. Hingewiesen wird in diesem Zusammenhang auf die oft notwendige antibiotische und antimykotische Therapie bei Patienten mit schwerer Sepsis und auf die Vermeidungsmöglichkeiten in Bezug auf den Einsatz hepatotoxischer Substanzen.

"Der Anteil der Leberfunktionsstörungen bei viszeralen Komplikationen nach kardiochirurgischen Eingriffen ist mit 4 % eher niedrig. Es macht Sinn, die Leber im Kontext kardiochirurgischer Eingriffe mit anderen Risikofaktoren intensiver zu beleuchten, um Schäden frühzeitig zu erkennen und vermeiden bzw. behandeln zu können", heißt es im Kapitel: "Die Leber nach chirurgischen Eingriffen"von Dr. med. Günter Marggraf und Kevin Pilarczyk. Das Kapitel fasst das Thema kompakt zusammen und liefert wie alle Kapitel Tabellen, Abbildungen und Algorithmen.

Unter dem Titel "Leberprobleme in der Hämato-Onkologie" geht Dr. med. Rudolf Trenschel auf die Ursachen der Leberkomplikationen bei Krebspatienten ein und beschreibt den Einfluss der verschiedenen Chemotherapeutika auf die Leberfunktion.

Das "Essener Schema" als therapeutisches Vorgehen bei HRS Typ 1 (schweres und progressives Nierenversagen definiert als Verdoppelung des Serumkreatinins über einen Wert von 2,5 mg/d innerhalb von 2 Wochen) wird im Kapitel "Hepatorenales Syndrom und Leberersatzverfahren" von Prof. Dr. med. Oliver Witzke als anerkanntes Vorgehen beschrieben.

PD Dr. med. Kerstin Herzer und Prof. Dr. med. Guido Gerken beschreiben in ihrem Kapitel "Pulmonale Affektion bei Lebererkrankungen" die wichtigsten Komplikationen. Hierbei gilt es, insbesondere bei Patienten mit Leberzirrhose zwischen hepatopulmonalem Syndrom oder portopulmonaler Hypertonie zu unterscheiden, da beide pathologisch und pathophysiologisch auf gegensätzlichen Prinzipien beruhen.

Bild: Fotolia, Fotograf/Grafiker: Sebastian Kaulitzki

Dem Thema "Leberinsuffizienz bei Sepsis" hat sich PD Dr. med. Fuat Saner gewidmet. Er erläutert die klinische Symptomatik, die verschiedenen Ursachen und die therapeutischen Optionen. Als kausale Therapie sieht Saner die frühzeitige Beherrschung der Sepsis und die Hoffnung, dass sich die Leber wieder erholt, da es weder die "Wundertherapie" noch die spezielle "Lebertherapie" gibt.

Nach den Beiträgen zur "Ernährung auf der Intensivstation bei Leberproblemen" von Prof. Dr. med. habil. Mathias Plauth und der "Sekundär sklerotischen Cholangitis (SSC) bei kritisch kranken Patienten nach Aufenthalt auf der Intensivstation" von Prof. Dr. med. Ali Canbay gelangt der Leser zu einer umfassenden weiterführenden Literaturliste und einem Stichwortverzeichnis.

Das Buch ist für alle Ärzte empfehlenswert, die im Rahmen ihrer klinischen Arbeit vor Fragen in Bezug auf "Die Leber in der Intensivmedizin" gestellt werden.

Gabriele Henning-Wrobel

  • 01 Canbay A , Gerken G  (Hrsg.). Die Leber in der Intensivmedizin. Linkenheim-Hochstetten: Aesopus Verlag e.K.; 2010. ISBN: 978-3-936993-49-3
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