Anamnese: Eine 45-jährige Krankenschwester stellt sich wegen beidseitiger lumboischialgieformer
Schmerzen in der Ambulanz des IPMR vor. Seit April 2009 Zunahme der Schmerzen mit
Ausstrahlung zur Außenseite des linken Unterschenkels bis in den Vorfuß und Taubheitsgefühl
in den Zehen 1, 4 und 5 links. Weiters Kraftlosigkeit der gesamten linken unteren
Extremität. Seit Januar 2010 schmerzbedingt im Krankenstand.
Status: 19.02.2010: Beckenschieftand (links + 1,5cm) und eine Streckstellung der unteren
LWS mit deutlicher Stufenbildung L5/S1. FBA 60cm, linke UE: Lasegue bei 45° positiv,
M. extensor hallucis longus und M. tibialis anterior KG 4-, M. gluteus medius KG 3+.
Keine Sensibilitätsstörungen, MER bds. seitengleich auslösbar. Federtest der unteren
LWS-Segmente hochgradig schmerzhaft, positive Triggerpunkte im Bereich des M. gluteus
med. links.
Befunde: MRT der LWS: Spondylolisthese L5/S1 Grad III, Läsion der Wurzel L4 durch einen infraforaminellen
Bandscheibenprolaps L4/5. 29.03.2010: Operative Dekompression und Stabilisierung im
Sinne einer PLIF L5/S1 mit Reposition. 17.06.2010: Besserung, jedoch belastungsinduzierte
Schmerzangabe. Bei genauerer Befragung gibt die Patientin eine zunehmende Claudicatio
intermittens-Symptomatik in der linken UE von der Hüfte abwärts nach einer Gehstrecke
von ca. 20 Metern an.
Von uns werden folgende Befunde erhoben: Gefäßstatus: rechts normaler und links hochgradig
reduzierter ABI von 0,39. CT-Angiografie der Beckenarterien vom 23.06.2010: ein ca.
10cm langer Verschluss der linken Arteria iliaca externa beginnend unmittelbar nach
Abgabe der Iliaca interna mit Wiederauffüllung cranial des Leistenbandes in der linken
UE.
Procedere: Operative Versorgung für Anfang August geplant.
Schlussfolgerung: Auch bei einem eindeutig neurogenen Beinschmerz kann sich dahinter zusätzlich ein
vaskulär bedingter Schmerz verbergen. Nach entsprechenden Symptomen muss gezielt gefahndet
werden, der ABI erlaubt eine einfache, rasche und reliable Diagnosestellung.