Z Gastroenterol 2010; 48 - K12
DOI: 10.1055/s-0030-1267662

Eine seltene Ursache für ein akutes Leberversagen

J Hartl 1, R Buettner 1, F Rockmann 1, S Farkas 2, A Holstege 3, C Vogel 4, A Schnitzbauer 2, HJ Schlitt 2, J Schölmerich 1, GI Kirchner 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
  • 2Klinik für Chirurgie, Universitätsklinikum Regensburg
  • 3Medizinische Klinik I, Klinikum Landshut
  • 4Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Regensburg

Die Riesenzellhepatitis ist eine sehr seltene Erkrankung unklarer Genese. Es wird vermutet, dass sie durch Medikamente, Virusinfektionen und autoimmune Faktoren hervorgerufen werden kann. Unsere Kasuistik berichtet von einem 33-jährigen Mann, der aufgrund einer bakteriellen Bronchitis über eine Woche mit dem Antibiotikum Doxycyclin (100mg/Tag) behandelt worden war. In der Folge klagte der Patient über Abgeschlagenheit und einen ausgeprägten Ikterus. Laborchemisch zeigten sich massiv erhöhte Transaminasen (GOT 4670U/l, GPT 5350U/l, Bilirubin 226µmol/l) sowie eine Beeinträchtigung der Lebersyntheseleistung (INR 1,45). Sonographisch wurden eine Hepatomegalie ohne Zirrhosezeichen, eine normal große Milz und normale Gallenwege beschrieben. Die Leberdurchblutung war regelrecht. Folgende Erkrankungen bzw. Infektionen konnten ausgeschlossen werden: Morbus Wilson, Hämochromatose, Autoimmunhepatitis, Primär sklerosierende Cholangitis, Primär biliäre Zirrhose, Hepatitis A, B, C und E, HIV, CMV, Adenoviren, Varizella-Zoster-Viren und eine Paracetamol-Intoxikation. Im weiteren Verlauf entwickelte der Patient ein akutes Leberversagen (AST 2134U/l, ALT 2820U/l) in Kombination mit einer stark eingeschränkten Lebersyntheseleistung (INR 3.0) und einem beginnenden Nierenversagen. Er wurde deshalb in unser Transplantationszentrum verlegt. Aufgrund einer zunehmenden Schläfrigkeit wurde eine Intubation notwendig. Im CCT zeigte sich ein beginnendes Hirnödem. Aufgrund des akuten Nierenversagens und der hepatischen Enzephalopathie wurde eine MARS-Hämodialyse durchgeführt. Drei Wochen nach Erstauftreten des Ikterus erfolgte eine Lebertransplantation (MELD 40). Im Explantat wurde überraschenderweise die Diagnose einer Riesenzellhepatitis gestellt. Heute –2 Jahre nach erfolgreicher Transplantation – befindet sich der Patient in sehr gutem Allgemeinzustand mit normaler Leberfunktion. Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass die Riesenzellhepatitis eine seltene Ursache des akuten Leberversagens sein kann und oft erst histologisch erkannt wird.