Hintergrund und Methoden: Die Prävalenzen verschiedener Essstörungen wie die Bulimia nervosa oder die binge
eating disorder betragen zwischen 1% und 5%. Es sind wenige Fallberichte über eine
akute Gastromegalie mit Kompartmentbildung als Komplikation dieser Erkrankungen veröffentlicht.
Wir berichten über eine 22-jährige Patientin, die sich mit dem Bild eines akuten Abdomens
in der interdisziplinären Notaufnahme des Universitätsklinikums Regensburg vorstellte.
Ergebnisse und Befunde: Die Patientin stellte sich mit rechtsseitgen Oberbauchschmerzen, massiv distendiertem
Abdomen, Übelkeit und einmaligem Erbrechen vor. In der Blutgasanalyse fiel eine gemischte
respiratorisch-metabolische Azidose auf. Sonographisch stellte sich eine unklare intraabdominelle
Raumforderung dar. CT-morphologisch wurde ein hoher Dünndarmileus vermutet mit konsekutiv
massiver Dilatation der Magenblase mit Kompression der Mesenterialwurzel und der Lebergefäße.
Aufgrund einer Durchwanderungsperitonitis wurde eine Entlastungsgastrotomie durchgeführt.
Intraoperativ ließ sich kein anderes Hindernis finden als die Kompression des Dünndarms
durch den massiv dilatierten Magen oder aber eine Paralyse als Folge der Verdrängungserscheinungen.
Postoperativ erholte sich die Patientin rasch. Eine psychiatrische Therapie wurde
eingeleitet.
Schlussfolgerung: Eine akute Fressattacke im Rahmen einer Essstörung kann bei Gastroparese infolge
Atrophie der glatten Muskulatur zu einer lebendsbedrohlichen Dilatation der Magenblase
mit Gefäßokklusionen und daraus resultierender Nekrose und Perforation führen. Dies
erfordert eine interdisziplinäre Behandlung der entsprechenden Patienten und eine
Kenntnis der zugrundeliegenden pathophysiologischen Zusammenhänge.