Z Gastroenterol 2010; 48 - K19
DOI: 10.1055/s-0030-1267669

Fallbericht einer Gastromegalie mit Entwicklung eines akuten Abdomens bei beginnendem abdominellem Kompartment auf dem Boden einer Essstörung

G Paul 1, C Friedrich 3, A Schnitzbauer 2, S Fichtner-Feigl 2, S Strobl 1, F Klebl 1, J Schölmerich 1, T Brünnler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I
  • 2Klinik und Poliklinik für Chirurgie
  • 3Institut für Röntgendiagnostik, Universitätsklinikum Regensburg

Hintergrund und Methoden: Die Prävalenzen verschiedener Essstörungen wie die Bulimia nervosa oder die binge eating disorder betragen zwischen 1% und 5%. Es sind wenige Fallberichte über eine akute Gastromegalie mit Kompartmentbildung als Komplikation dieser Erkrankungen veröffentlicht. Wir berichten über eine 22-jährige Patientin, die sich mit dem Bild eines akuten Abdomens in der interdisziplinären Notaufnahme des Universitätsklinikums Regensburg vorstellte.

Ergebnisse und Befunde: Die Patientin stellte sich mit rechtsseitgen Oberbauchschmerzen, massiv distendiertem Abdomen, Übelkeit und einmaligem Erbrechen vor. In der Blutgasanalyse fiel eine gemischte respiratorisch-metabolische Azidose auf. Sonographisch stellte sich eine unklare intraabdominelle Raumforderung dar. CT-morphologisch wurde ein hoher Dünndarmileus vermutet mit konsekutiv massiver Dilatation der Magenblase mit Kompression der Mesenterialwurzel und der Lebergefäße. Aufgrund einer Durchwanderungsperitonitis wurde eine Entlastungsgastrotomie durchgeführt. Intraoperativ ließ sich kein anderes Hindernis finden als die Kompression des Dünndarms durch den massiv dilatierten Magen oder aber eine Paralyse als Folge der Verdrängungserscheinungen. Postoperativ erholte sich die Patientin rasch. Eine psychiatrische Therapie wurde eingeleitet.

Schlussfolgerung: Eine akute Fressattacke im Rahmen einer Essstörung kann bei Gastroparese infolge Atrophie der glatten Muskulatur zu einer lebendsbedrohlichen Dilatation der Magenblase mit Gefäßokklusionen und daraus resultierender Nekrose und Perforation führen. Dies erfordert eine interdisziplinäre Behandlung der entsprechenden Patienten und eine Kenntnis der zugrundeliegenden pathophysiologischen Zusammenhänge.