Z Gastroenterol 2010; 48 - K22
DOI: 10.1055/s-0030-1267672

Schwierige Differenzialdiagnose einer fieberhafter Diarrhoe bei bekanntem Morbus Crohn

K Gottlöber 1, J Bohn 1, W Scheppach 1
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Juliusspital Würzburg

Berichtet wird über einen 49-jährigen Patienten mit langjährig bekanntem M. Crohn unter Mesalazintherapie, der nach Fieberschüben bis 40°C im Verlauf blutige Diarrhoe mit Abdominalkrämpfen und Gewichtsverlust entwickelte.

Eine HIV-Infektion wurde serologisch erstdiagnostiziert, wobei die CD 4-Zellzahlen nicht unter 300/µl lagen. Ebenfalls lagen serologisch Hinweise auf eine akute CMV-Infektion vor. Koloskopisch zeigte sich bei wiederholten Untersuchungen eine zunächst gering ausgeprägte, später zunehmende segmentale Kolitis im Colon ascendens und im Rektosigmoid, histologisch vereinbar mit dem Bild einer aktiven chronisch-entzündlichen Darmerkrankung und einer CMV-Kolitis.

Bei unklarer Genese der Durchfallsepisoden war bereits im Hinblick auf den bekannten M. Crohn eine Glucocorticosteroidtherapie systemisch wie topisch ohne Effekt auf das klinische Bild erfolgt. Bei protrahiertem Verlauf wurde unter der Verdachtsdiagnose der CMV-Kolitis eine 14-tägige Therapie mit Ganciclovir ohne Besserungstendenz durchgeführt. Erst nach Einleitung einer antiretroviralen Kombinationstherapie mit Truvada (Tenofovir/Emtricitabin), Reyataz (300mg tgl) und Norvir (100mg tgl) heilte die Kolitis ab.

Betrachtet man isoliert die CD 4-Zellzahl als Surrogatparameter, so war bei dem Patienten zu keinem Zeitpunkt eine zelluläre Abwehrschwäche eingetreten, welche eine Disposition für das Auftreten opportunistischer Darminfektionen dargestellt hätte. Jedoch ist eine CMV-Kolitis bei Primärinfektion auch bei immunkompetenten Personen, gerade im vorgeschädigten Darm bei chronisch-entzündlicher Darmerkrankung, beschrieben. Für eine HIV-assoziierte Enteropathie wäre das Bild weniger typisch, ist differenzialdiagnostisch aber zu diskutieren. Aus dem Verlauf heraus ist jedoch bemerkenswert, dass letztendlich eine Besserung erst nach Einleitung einer antiretroviralen Therapie zu erkennen war, was für ein komplexeres Krankheitsgeschehen spricht, bei dem die ursprüngliche Darmerkrankung im Hintergrund steht.