Z Gastroenterol 2010; 48 - K23
DOI: 10.1055/s-0030-1267673

Multiple serratierte Adenome als Variante des hyperplastischen Polyposis-coli-Syndroms

M Schubring 1, N Reißmann 1, J Müller 2, M Dreier 3, W Scheppach 1
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie, Juliusspital Würzburg
  • 2Pathologisches Institut, Universität Würzburg
  • 3Internistische Praxis, Würzburg

Wegen einer seit fünf Jahren bestehenden abdominellen Symptomatik (Blähungen, Durchfall, Obstipation) wurde bei einer 23-jährigen Patientin eine Koloskopie durchgeführt. Dabei wurden (zufällig und mit den Beschwerden nicht in ursächlichem Zusammenhang stehend) multiple flache Polypen („flat colonic lesions“) mit vorwiegendem Befall des proximalen Kolons nachgewiesen und histologisch als sessile serratierte Adenome klassifiziert.

In der unter stationären Bedingungen durchgeführten Zweitkoloskopie wurden zwischen Zökum und Sigma insgesamt 12 Polypen mit einer Größe zwischen 5 und 15mm nach Unterspritzung mit Kochsalzlösung mit der Schlinge abgetragen. In jedem einzelnen Fall konnte histologisch ein serratiertes Adenom ohne Atypien nachgewiesen werden, wobei ein Polyp einem traditionellen serratierten Adenom entsprach und die anderen der Gruppe der sessilen serratierten Adenome zugeordnet werden konnten. Immunhistochemisch und molekulargenetisch ergab sich kein Nachweis auf eine Mikrosatelliten-Instabilität bzw. ein HNPCC. Auch die Familienanamnese der Patientin war im Hinblick auf ein familiäres Polyposis-Syndrom leer.

Aufgrund der Multiplizität der Adenome könnte es sich hierbei um ein hyperplastisches Polyposis-coli-Syndrom handeln. Typisch für dieses Syndrom ist das gehäufte Auftreten hyperplastischer Polypen, die oft einen überdurchschnittlich großen Durchmesser über 10mm aufweisen und auch in signifikanter Anzahl proximal des Sigma gefunden werden. In der Mehrzahl der Fälle sind neben hyperplastischen Polypen auch tubuläre, tubulovillöse, villöse, serratierte oder gemischt hyperplastische/adenomatöse Polypen nachweisbar. Aufgrund der beschleunigten Progression vom serratierten Adenom zum Karzinom bedarf es im vorliegenden Fall einer besonders engmaschigen endoskopischen Nachsorge. Zu einer in der Literatur alternativ diskutierten subtotalen Kolektomie konnte sich die junge Patientin nicht entschließen.