Z Gastroenterol 2010; 48 - K34
DOI: 10.1055/s-0030-1267684

Bauchschmerzen nach Verzehr einer Rindsroulade bei einer 45 Jahre alten Patientin

F Gundling 1, H Seidel 1, IW Schepp 1, M Fuchs 1
  • 1Department of Gastroenterology, Hepatology and Gastrointestinal Oncology, Bogenhausen Academic Teaching Hospital, Technical University of Munich, Munich, Germany

Hintergrund: Das akzidentielle Verschlucken von Fremdkörpern stellt bei Erwachsenen einen seltenen endoskopischen Notfall dar. Je nach Beschaffenheit des ingestierten Fremdkörpers besteht dabei die Gefahr von Verletzungen v.a. im Bereich des Ösophagus und Dünndarms mit den Folgen einer Obstruktion, Perforation, Abszedierung oder Blutung.

Fallbericht: Wir berichten von einer 45 Jahre alten Patientin, die sich mit leichten epigastrischen Schmerzen nach Verzehr einer Rindsroulade vorstellte. Anamnestisch konnte nicht eindeutig eruiert werden, ob die Patientin ebenfalls zusätzlich Anteile des für die Zubereitung verwendeten Holzspießes verzehrt hatte. In der klinischen Untersuchung berichtete die Patientin über ein diskretes epigastrisches Druckgefühl bei tiefer Palpation. Weitere Beschwerden, insbesondere Zeichen einer Peritonitis, bestanden nicht. Das internistische Routinelabor war bis auf eine leichte Leukozytose (12 000/µl) und CRP-Erhöhung (26mg/dl) unauffällig. Gastroskopisch zeigte sich präpylorisch ein scheinbar nur wenige mm großes in der Magenwand impaktiertes Holzstück. Nach vorsichtiger Mobilisation mit der Diathermie-Schlingen ließ sich sukzessive ein 4cm langer dünner Holzspieß mobilisieren, welcher tief durch die Magenwand perforiert war. Der Holzspieß konnte komplett geborgen werden. Bei makroskopisch weitestgehend unauffälliger Mucosa auch nach stattgehabter Extraktion ohne Zeichen eines relevanten Oberflächendefekts erfolgte keine Intervention wie z.B. Clip-Applikation oder Unterspritzung. CT-morphologisch waren im Bereich der Vorderwand des Magenantrums, Lufteinschlüsse sowie eine gering ausgeprägte lokale ödematöse Verdickung nachweisbar, gut vereinbar mit einer lokalen Peritonitis im Rahmen der Fremdkörperperforation. Die Patientin konnte bereits am nächsten Tag in beschwerdefreiem Zustand entlassen werden und wurde explizit darüber aufgeklärt, zukünftig Speisen mit Gefahrenpotential vor dem Verzehr sorgfältig zu inspizieren. Prophylaktisch empfohlen wir eine kalkulierte antibiotische orale Therapie mit Ciprofloxazin (500mg 2/täglich) und Metronidazol (400mg 3/täglich) für 7 Tage. In der Verlaufs-Ösophagogastroskopie nach 14 Tagen zeigte sich ein unauffälliger oberer Gastrointestinaltrakt.

Diskussion: In der Nahrung verborgene Fremdkörper werden häufig unbemerkt verschluckt. Daher sollte auch bei anamnestischem Verdacht noch vor weiterführender bildgebender Diagnostik eine endoskopische Abklärung in Interventionsbereitschaft unverzüglich erfolgen. Eine rechtzeitige Entfernung von Fremdkörpern sollte angestrebt werden, um penetrierende Wandläsionen zu vermeiden. In jedem Fall muss das therapeutische Vorgehen auf Grund der sehr variablen Komplikationen individuell sowie interdisziplinär entschieden werden.