Z Gastroenterol 2010; 48 - K47
DOI: 10.1055/s-0030-1267697

Ist die endoskopische Mukosektomie beim de novo-Barrett-Karzinom unter Immunsuppression indiziert? Komplexer interdisziplinärer Therapieverlauf eines T1a mukosalen Long-Barrett-Karzinoms

C Boening 1, C Graeb 1, H Niess 1, J Schirra 2, KW Jauch 1, CJ Bruns 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum Großhadern, LMU München
  • 2Medizinische Klinik II, Klinikum Großhadern, LMU München

Einleitung: Eine der häufigsten Komplikationen nach Organtransplantation stellen die de novo Neoplasien unter Immunsuppression (IS) dar. Hier präsentieren wir den komplexen Therapieverlauf eines immunsupprimierten Patienten nach Nierentransplantation mit rezidivierenden, diffus auftretenden IEN (intraepithelialen Neoplasien) sowie zweimaligem T1a mukosalem Adenokarzinom bei Long-Barrett-Ösophagus.

Ergebnisse: Bei einem 60-jährigen Patienten wurde 2003 aufgrund einer IgA-Nephritis eine Nierentransplantation vorgenommen. Die IS erfolgte zu dieser Zeit mit einer Takrolimus-Erhaltungstherapie. Bei ansonsten unauffälligem Verlauf entwickelte der Patient unter IS 2005 ein intramukosales Barrett-Karzinom. Nach mehrfacher Mukosektomie und erneuten IEN im Verlauf trotz Umstellung der Immunsuppression auf Sirolimus wurde schließlich bei erneutem Karzinom 2008 bei Long-Barrett-Ösophagus die Entscheidung zur Ösophagektomie mit Magenhochzug getroffen. Bei unkomplizierter Operation zeigte sich am 8. Tag p.o. eine Anastomoseninsuffizienz bei Ischämie der kleinkurvaturseitigen Magenvorderwand. Die Ösophagusgastrostomie wurde neu angelegt und mit einem gestielten M. serratus-Lappen gedeckt. Es entwickelte sich am 7. Tag p.o. erneut eine Anastomoseninsuffizienz, die nach Absetzten der IS nach 5-wöchiger Endo-VAC-Therapie erfolgreich ausbehandelt werden konnte. Die Funktion der Transplantatniere blieb nach vorübergehender Dialysepflichtigkeit erhalten. Darüber hinaus erlitt der Patient während des langen Intensivaufenthaltes 3-malig einen NSTEMI.

Schlussfolgerung: Der komplexe Verlauf des Patienten demonstriert die möglichen perioperativen Komplikationen einer großen onkologischen Operation nach langfristiger immunsuppressiver Therapie und der damit assoziierten immunologisch und vaskulär kompromitierten Wundheilung. Zu diskutieren bleibt, ob bei diesem Patienten regelmäßige ösophageale Muksektomien im Vergleich zur komplikationsreichen Operation eine bessere Lebensquailtät erbracht hätten, allerdings mit dem Risiko, wohlmöglich im Verlauf neoplastische Veränderungen der Speiseröhre zu übersehen.