Pneumologie 2010; 64 - A5
DOI: 10.1055/s-0030-1267746

Vergleich von Berlin Questionnaire und Polygrafie bei Patienten mit Vorhofflimmern

C Schoebel 1, D Bangha-Szabo 1, M Sebert 1, D Buck 1, I Fietze 1, G Baumann 1, T Vogtmann 1, T Penzel 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, CC 13, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie und Angiologie, Interdisziplinäres Schlafmedizinisches Zentrum

Hintergrund: Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Neben den gut bekannten Risikofaktoren wie arterieller Hypertonie, Klappenvitien und der ischämischen Kardiomyopathie haben aktuelle Studien eine hohe Prävalenz von schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) bei Patienten mit Vorhofflimmern ergeben, die zur elektrischen Kardioversion hospitalisiert waren.

Zur Diagnose einer SBAS wurde dabei in kardiologischen Studien häufig der standardisierte Berlin Questionnaire (BQ) zur Risikostratifizierung bezüglich einer SBAS verwendet.

Somnologen bevorzugen eine ambulante nächtliche Polygrafie mit nasaler Fluss- und Sauerstoffsättigungsmessung als diagnostisches Werkzeug. Bei positivem Ergebnis kann die Indikation für eine kardiorespiratorischen Polysomnografie (PSG) als Goldstandard zur Bestätigung der Verdachtdiagnose gestellt werden.

Es gibt widersprüchliche Daten bezüglich der diagnostischen Güte des BQ im Vergleich zur Polygrafie. Wir haben daher den BQ im Vergleich zur nächtlichen Polygrafie bei Patienten mit Vorhofflimmern und einer Indikation zur rhythmuserhaltenden Therapie untersucht.

Methoden: Es wurden 42 Patienten (26Männer und 16 Frauen; Alter 63±8; BMI 29±4) mit Vorhofflimmern in diese monozentrische prospektive Studie eingeschlossen. Eine rhythmuserhaltende Therapiestrategie war nach den aktuell gültigen Leitlinien bei allen Patienten indiziert. 15 Patienten wurden auf Antiarrhythmika (Klasse Ic oder III) eingestellt, 13 Patienten elektrisch kardiovertiert und 14 mittels Katheterablation (Pulmonalvenen-isolation) behandelt. Es wurde der BQ erhoben, als auch eine nächtliche Polygrafie durchgeführt.

Ergebnisse: Die nächtliche Polygrafie ergab bei 27 von 42 Patienten (Apnoe-Hypopnoe-Index: AHI/h 15±12, cut off von 5) Zeichen einer SBAS (mild n=19; moderat n=5, schwer n=3). Dies entspricht einer Prävalenz von 64%. Der BQ klassifizierte 23 von 42 als Hochrisiko-Patienten bezüglich einer SBAS. Von diesen 23 Patienten bestätigte die nächtliche Polygrafie bei 11 einen pathologischen schlafmedizinischen Befund (Sensitivität 63%; Spezifität 60%; positiv prädiktiver Wert 74%; Negativ prädiktiver Wert 47%).

Diskussion: Sowohl der BQ als auch die nächtliche Polygrafie konnten eine hohe Prävalenz schlafbezogener Atmungsstörungen bei Patienten mit Vorhofflimmern zeigen. Daher sollte ein schlafmedizinisches Screening bei Patienten mit Vorhofflimmern routinemäßig durchgeführt werden, zumal nachgewiesen wurde, dass eine bestehende SBAS das Risiko eines Vorhofflimmer-Rezidivs nach Rhythmisierung erhöht.

Welche der untersuchten diagnostischen Methoden bei kardiologischen Patienten hinsichtlich Aufwand und Aussagekraft optimal ist, bedarf weiterer Evaluation. Ein Vergleich mit dem diagnostischen Goldstandard, der nächtlichen Polysomnografie, wäre wünschenswert.