Pneumologie 2010; 64 - A2
DOI: 10.1055/s-0030-1267770

Neue bildgebende Verfahren, neue Standards?

KG Hering 1
  • 1Knappschaftskrankenhaus, Dortmund

Die bildgebende Darstellung ist nach wie vor ein wichtiger Baustein bei der Diagnostik arbeits- und umweltbedingter Lungenerkrankungen. Das Hauptgewicht liegt unverändert auf den Untersuchungen bei und nach Asbeststaubinhalationen und der Exposition mit silikogenen Stäuben, die die standardisierte Befundung nach der ILO-Klassifikation erfordern. Darüber hinaus sind auch sonstige Inhalationsfolgen durch moderne radiologische Verfahren bildmorphologisch abzuklären.

1. Projektionsradiografie: Der technische Wandel in der Radiologie führt kontinuierlich von der Film-Darstellung zur digitalen Anwendung, Dokumentation und Archivierung, d.h. zur filmlosen Radiologie. Dadurch ändern sich auch die Bildeindrücke, so dass sich für die ILO-Klassifizierung aktuell die Frage der Kompatibilität stellt, da die ILO-Standardfilme analog erstellt wurden, einige in Hartstrahltechnik, eine große Zahl aber noch in Weichstrahltechnik. Um eine konstante Kopiequalität zu erreichen, wurden sie digital kopiert und gespeichert und sind als ILO 2000-Standardfilme der ILO Genf verfügbar. Derzeit stehen seitens der ILO Standardfilme zur Klassifikation der Pneumokoniosen als CD-ROM noch nicht zur Verfügung. In Kürze soll jedoch ein Addendum zur derzeit gültigen Standardversion veröffentlicht werden, das als ILO-2000-D die Standardfilme als CD-Rom verfügbar macht. Ein international besetztes ILO-Panel hat in seiner Sitzung im März 2008 nachfolgende Vorschläge zur Auswertung und Befundung angenommen: Die im ILO-2000-System festgelegten Prinzipien zur Beurteilung und Klassifikation analoger Filme oder „Hard copies“ digitaler Filme gelten unverändert. Hard copies digitaler Filme sollten nicht kleiner als zwei Drittel der Originalgröße abgebildet werden. Wenn eine Monitor-Befundung (Soft Copy) und -Klassifizierung erfolgt, sollten ILO 2000-D Standardfilme eingesetzt werden. Sowohl der Patientenfilm als auch der Standardfilm sollten jeweils auf einem Flachbildschirm dargestellt werden, der die Vorgaben der Leitlinien der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung (2007) zur Befundung (Kategorie A) erfüllt. Es handelt es sich um 19″ LCD-Monitore. Von der ILO werden derzeit 21″ (54cm diagonal)-LCD-Monitore mit 3 MP (Millionen Pixel) einer maximalen Leuchtdichte von wenigstens 200 Candela/m2, einer Pixelgröße ≤210µm und einer Auflösung von wenigstens 2,5 Linienpaaren/mm empfohlen. Patientenfilm und Standardfilm sollen simultan in identischer Größe und Leuchtdichte nebeneinander dargestellt werden. Alternative Vorgehensweisen zur Betrachtung, Klassifikation und Befundung sind nach dem Beschluss des ILO-Panels auszuschließen. Beispiele, die nicht empfohlen werden:

  • Klassifikation und Befundung der Bilder am PC-Monitor anstelle eines Befundungsmonitors

  • Vergleich von Patientenfilm am Monitor mit Standardfilm am Schaukasten

  • Klassifikation des Patientenfilms und des ILO 2000-D-Filmes <2/3 der Originalgröße

  • Auswertung mit Papierausdrucken

2. Computertomografie: Eine adäquate und differenzierte Diagnostik sämtlicher Lungenerkrankungen ist ohne die Computertomografie mit hochauflösender Technik nicht möglich. Die Diskussion über die erhöhte Strahlenexposition gegenüber der einfachen Thoraxaufnahme hat zur Entwicklung von sog. Low-Dose-Untersuchungs-Programmen geführt. Die parallel erfolgte technische Entwicklung mit Mehrzeilen-Computertomographen erlaubt eine Volumendarstellung mit der Möglichkeit von Reformationen der Bilddaten in allen Ebenen, angepasst an die jeweilige Fragestellung. Die Entwicklung der Leitlinien zur Diagnostik und Begutachtung der Silikose und der Asbestose sowie die Begutachtungsempfehlungen der DGUV berücksichtigen den Einsatz der Low-Dose-Volumen-HRCT an zentraler Stelle. Zentrale Punkte sind ein standardisiertes Untersuchungsverfahren und eine standardisierte, semiquantitave Befundung. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass eine nationale und internationale Abstimmung ermöglicht wird. Die ermittelten Untersuchungsdaten können gegenseitig abgestimmt und auch zu epidemiologischen Zwecken genutzt werden.

Zusammenfassung:

  • Die Projektionsradiografie wird zunehmend nur noch als digitale Methode zur Verfügung stehen.

  • Die ILO-Standardfilme müssen für die digitale Monitorbefunde aufbereitet werden, ohne dass die internationale Abstimmung und die alten Datensätze aufgegeben werden müssen.

  • Die Computertomografie in hochauflösender Technik ist unerlässlicher Bestandteil der Diagnostik pulmonaler und pleuraler Thoraxerkrankungen.

  • Die Untersuchungsprogramme sollten als sog. Low-Dose-Volumen-HRCT erfolgen mit Mehrzeilen-CT's, die eine Untersuchungszeit unter 10 sek und stufenlose Reformationen in mehreren Ebenen erlauben.

  • Die Befundung und Dokumentation sollte nach einem international abgestimmten standardisierten Befundungsschema (ICOERD – International Classification of Occupational and Environmental Respiratoiry Diseases) erfolgen, angelehnt an die ILO-Klassifikation (s. www.drg.de/ag/draue/downloads).