Pneumologie 2010; 64 - A4
DOI: 10.1055/s-0030-1267772

Neue Leitlinie Silikose

G Schultze-Werninghaus 1
  • 1Bergmannsheil, Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum, Medizinische Klinik III, Schwerpunkt Pneumologie, Allergologie und Schlaf- und Beatmungsmedizin, Bochum

Die vorgestellte Begutachtungsempfehlung beruht auf der im Jahr 2009 auf Einladung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) von einem interdisziplinären Arbeitskreis erarbeiteten Stellungnahme, diese wiederum beruhte auf der 2008 verabschiedeten AWMF-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM).

Anlass für die Erarbeitung der Begutachtungsempfehlung war, dass die bislang bei geringgradig gestreuten Silikosen vielfach angewandte, auf der sog. „Moerser Konvention“ beruhende Begutachtungspraxis, sich nicht mit der aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Datenlage deckt. Zwischen dem Beschwerdebild (einschließlich der Einschränkungen der kardio-pulmonalen Funktion), dem Gasaustausch sowie dem radiologischen Bild, insbesondere den einzelnen Streuungskategorien nach ILO, bestehen keine belegbaren Korrelationen.

Im Ergebnis ist nunmehr auch bei geringgradig gestreuten Silikosen ab einem Streuungsgrad von 1/1 nach der ILO-Klassifikation zu prüfen, ob eventuell bestehende Funktionseinschränkungen auf eine festgestellte Quarzstaublungenerkrankung zurückzuführen sind.

Die Begutachtungsempfehlung soll die Leitlinie hinsichtlich der unfallversicherungsrechtlichen Belange konkretisieren, insbesondere bezüglich der Kausalitätsbeurteilung, der Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) sowie gutachterlicher Hinweise zu Individualprävention und Heilbehandlung.

Literatur: Baur X, Heger M, Köhler D, et al. Diagnostik und Begutachtung der Berufskrankheit 4101 (Quarzstaublungenerkrankung, Silikose). Pneumologie 2008;62:1–26