ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2010; 119(10): 465
DOI: 10.1055/s-0030-1268397
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Endo persönlich

Cornelia Gins
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Publication Date:
28 October 2010 (online)

Mögen Sie Endo? Mal abgesehen von den Spezialisten wird sich wohl bei vielen Kollegen, so wie bei mir auch, die Begeisterung in Grenzen halten. Nichtsdestotrotz ist sie eine unumgängliche Therapiemaßnahme, sofern man nicht der Fraktion Extrahieren/Implantieren angehört. Allerdings muss ich zugeben, sehe ich die Endo schon etwas kritischer, seitdem ich mich mit der Umweltzahnmedizin beschäftige. Ein im Röntgenbild augenscheinlicher Erfolg kann sich beispielsweise im CT mitnichten als ein solcher erweisen. In der Aprilausgabe der ZWR konnten Sie dazu einen Beitrag lesen.

Wie dem auch sei, ist die Endo aus dem Praxisalltag nicht zu eliminieren. Es scheint sogar das Gegenteil der Fall zu sein, liest man die ersten Pressemeldungen zur IDS. „Endodontie ermöglicht Zahnerhaltung bis ins hohe Alter – ein zentrales Thema der IDS 2011“, so die Meldung. „Der beeindruckende wissenschaftliche und technologische Fortschritt im Bereich der Endodontie hat die Chancen zur langfristigen Zahnerhaltung immens gesteigert und stellt dieses Fachgebiet ins Zentrum einer präventivkonservierenden Zahnmedizin“, bekräftigtet dazu Dr. Martin Rickert, Vorstandsvorsitzender des VDDI (Verband der Deutschen Dental-Industrie). In der Tat, immer ausgefeiltere Techniken und Arbeitsmittel, Spülprotokolle, Lupenbrillen und preiswerter werdende Mikroskope haben die Endo in den letzten Jahren erfolgreich nach vorn gebracht. Vor allem die postendodontischen Restauration wurzelbehandelter Zähne hat dank Kompositen und neuer Wurzelstiftsystemen die Behandlung sicherer gemacht.

Wie ungeliebt waren die angegossenen oder komplett gegossenen Stiftaufbauten oder die nur gefühlt retentionssicheren Schraubenaufbauten. Die direkte Vorbereitung mit Paliagstift/Palavit G oder die indirekte mit Abdruck und Ausbrennstiften waren mühsam und oft alles andere als erfolgreich. Das hat sich nun dank wissenschaftlichem und technischem Fortschritt geändert. Adhäsiv zu befestigende Glasfaserstifte haben den Durchbruch in der restaurativen Endodontie gebracht. In der vorliegenden Ausgabe mit dem Schwerpunkt Endodontologie werden Sie in einem wissenschaftlichen und einem praxisbezogenen Beitrag Interessantes dazu entnehmen können, denn auch diese Stifte sind nur erfolgreich, wenn die systemrelevanten Kautelen eingehalten werden.

Zu meiner Frage zu Beginn des Editorials zurück. Mögen Sie Endo? Zumindest gibt uns die Wissenschaft und die Industrie Handwerkszeug an die Hand, die die Arbeit erheblich erleichtern. Mechanische Aufbereitung und die postendodontische Versorgung mit Glasfaserstiften und entsprechenden Aufbaumaterialien geben ein sicheres Gefühl und erhöhen die Erfolgswahrscheinlichkeit. Ich mag Endo. Es freut mich, wenn ich Patienten auf diese Weise einen strategisch wichtigen Zahn erhalten kann. Das werden die Implantologen natürlich ganz anders beurteilen. Den Schwerpunkt Implantologie gibt es in der nächsten Ausgabe.

Cornelia Gins

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