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DOI: 10.1055/s-0030-1269628
Leberadenome: Wann muss wirklich therapiert werden?
Einleitung: Hepatozelluläre Adenome (HCA) sind benigne Lebertumore, die zumeist bei Frauen unter oraler Kontrazeption auftreten. HCA haben ein hohes Blutungs- und ein niedrigeres Entartungsrisiko. Meist wird die Indikation zur Resektion aufgrund des Blutungsrisikos gestellt. Welche Adenome jedoch wirklich ein relevantes Blutungsrisiko darstellen und welche ein hohes Entartungsrisiko haben ist nicht sicher geklärt. Darüber hinaus ist unklar, wie Patienten mit multiplen, nicht komplett resektablen HCAs behandelt werden sollen. Ergebnisse: Die Arbeitsgruppe von Zucmann-Rossi in Bordeaux konnte nun eine genotypiche und phänotypische Klassifikation verschiedener Subgruppen der HCA definieren, die therapeutische relevant erscheint 1, 2, 3, 4 (siehe Tabelle).
HCA Variante |
Molekularer Mechanismus |
Frequenz |
Geschl., Phänotyp, Genese |
MR spezifisch |
Komplikationen |
Therapie |
Klassisch, „fatty“ |
HNF1α Mutation Expressionsverlust von LFABP |
35–45% |
zumeist weiblich, MODY DM, Ovulationshemmer, fam. Adenomatose |
Homogen. intratumorales Fett |
kein Blutungsrisiko, keine maligne Transformation |
Hormonentzug, nicht resezierte Adenome oft stationär oder rückläufig |
Atypisch |
β-Catenin Mutation nukleäre Akkumulation von β-Catenin, Überexpression von Glutamin Synthetase |
10% |
männlich, Androgene, Glykogenosen |
Kapsel, heterogen und KM Enhancement |
Blutung, |
Resektion, bei nicht Resektabilität: Transplantation |
Inflammatorisch früher „teleangiektatisches FNH“ |
Überexpression von inflamm. Proteinen (CRP, Serum Amyloid A2), ILST 6 Mutation |
30–35% |
zumeist weiblich, hoher BMI, Steatosis hepatis, Ovulationshemmer |
abnormale Signalint. in T2, heterogen in T1, pers. KM Enhancement in Spätphase |
Blutung, geringe Transformation (2–3%) |
Hormonentzug, Resektion? |
Unklassifiziert |
? |
10–20% |
weiblich, Ovulationshemmer |
? |
keine Transformation |
? |
Hierbei werden 4 Varianten unterschieden. Variante 1 (HNF1α Mutation, klassisches HCA, kein Blutungs- und Maliginätsrisiko), Variante 2 (ß-Catenin Mutation, atypisches HCA, hohes Blutungs- und Malignitätsrisiko), Variante 3 (Überexpression von inflammatorischen Proteinen, Blutungs- aber geringes Malignitätsrisiko). Diese molekulargenetischen Varianten können verschiedenen Phänotypen zugeordnet werden, welche auch im MR spezifisch erscheinen. Schlussfolgerung: Die Bordeuaux Klassifikation von Bioulac-Sage et al. führt zu einem besserem Verständnis der HCA. Es ergeben sich hieraus aber auch Konsequenzen für die OP Indikation. Dies gilt für Patienten, die nicht standardgemäß reseziert werden können. D.h. bei multiplen Läsionen, ungünstiger zentraler Lage des HCA oder für Patientinnen, die noch schwanger werden wollen. Es ist darüber hinaus zu diskutieren, ob, nach Diagnosesicherung eines klassischen HCA durch Biopsie und Immunhistologie, wirklich reseziert werden muss, oder ob Hormonentzug und Kontrolle ausreichen. Um das Verständnis der HCA zu verbessern und entsprechende klinische Leitlinien formulieren zu können, erscheint ein Register für HCA in Deutschland notwendig.
Literatur:
[1] Bioulac-Sage et al. J Hepatology 2007 [2] Bioulac-Sage et al. Liver Int 2009 [3] Pelletier L et al. J Hepatology 2010 [4] Terkivatan T et al. Nat Rev in Gastroenterology 2009
Leber - Adenome - benigne Tumore - Resektion - Lebertransplantation - Genotypisierung - Phänoytpisierung