Z Gastroenterol 2011; 49 - P5_11
DOI: 10.1055/s-0030-1269717

44-jährige Patientin mit Leberwerterhöhung und familiär gehäuftem Gallensteinleiden bei LPAC-Syndrom

C Hopf 1, U Beuers 2, H Bikker 2, GU Denk 1, C Rust 1
  • 1Medizinische Klinik II - Großhadern, Klinikum der Universität München, München
  • 2Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, AMC. Universität von Amsterdam, Amsterdam, Niederlande

Bei Patienten mit Oberbauchschmerzen und unklarer Leberwerterhöhung stellt das sog. „Low phospholipid associated cholelithiasis“ Syndrom (LPACS) eine wichtige Differentialdiagnose dar. Ein Symptomenkomplex aus Beschwerderekurrenz nach Cholezystektomie, echoreichen intrahepatischen Foki in der Abdomensonografie, Auftreten einer intrahepatischen Schwangerschaftscholestase bzw. das Auftreten einer Cholestase unter hormoneller Antikonzeption und familiär gehäuften Gallensteine sind hinweisend für ein LPACS. [1]

Wir berichten über eine damals 44-jährige Patientin, die sich in unserer hepatologischen Ambulanz zur weiteren Abklärung einer unklaren Hepatopathie mit seit 1984 erhöhten Leberwerten mit führender yGT vorstellte. Während ihrer einzigen Schwangerschaft und während einer kurzzeitigen Einnahme hormoneller Antikonzeptiva hatte sie jeweils eine ausgeprägte Cholestase mit Ikterus und Juckreiz entwickelt. 2006 entwickelte die Patientin rezidivierende Gallenkoliken, bildgebend wurden eine intrahepatische Cholestase gesehen. Aufgrund des typischen Symptomenkomplexes und der Abdomensonografie bestand bei der Patientin der hochgradige Verdacht auf ein LPACS. Das LPACS beruht auf Mutationen im ABCB4-Gen, welches für das Multidrug resistance protein 3 (MDR3) kodiert und für den Phospholipidtransport in die Galle verantwortlich ist [2–3]. Bei der Indexpatientin konnte eine zusammengesetzt heterozygote Mutationen c.140G>A und c.956G>A festgestellt werden. Nach unserer Kenntnis sind diese Mutationen bei Patienten mit einem LPAC-Syndrom bisher nicht beschrieben worden [2–5]. Zusätzlich zeigte sich nach Screening ebenfalls symptomatischer Familienmitglieder, dass Mutter und Schwester der Indexpatientin je eine und der ältere der Brüder die identische zusammengesetzte Mutation aufwiesen. Seit gewichtsadaptierter Einnahme von Ursodeoxycholsäure (13–15mg/kg/d) sind sowohl Indexpatientin als auch Mutter und Schwester völlig beschwerdefrei mit normwertigen Serumleberwerten.

Abb.1

Abb.2

Abb.3

Literatur:

1. Rosmorduc, O. and R. Poupon (2007) Low phospholipid associated cholelithiasis: association with mutation in the MDR3/ABCB4 gene. Orphanet J Rare Dis 2: p. 29. 2. Rosmorduc, O., B. Hermelin, and R. Poupon (2001) MDR. 3 gene defect in adults with symptomatic intrahepatic and gallbladder cholesterol cholelithiasis. Gastroenterology 120(6): p. 1459-67. 3. Rosmorduc, O., et al. (2003) ABCB 4 gene mutation-associated cholelithiasis in adults. Gastroenterology 125(2): p. 452-9. 4. Nakken, K.E., et al. (2009) ABCB4 sequence variations in young adults with cholesterol gallstone disease. Liver Int 29(5): p. 743-7. 5. Poupon, R., et al. (2009) Combined features of low phospholipid-associated cholelithiasis and progressive familial intrahepatic cholestasis 3. Liver Int