Der Klinikarzt 2010; 39(11): 522
DOI: 10.1055/s-0030-1269781
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Intensivstation – Mykosen müssen Therapiealarm auslösen

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. November 2010 (online)

 

Bei invasiven Mykosen auf der Intensivtherapiestation handelt es sich bis auf wenige Ausnahmen um nosokomiale, opportunistische Infektionen mit unspezifischer Symptomatik. "Mykosen stellen häufig vital bedrohliche Komplikationen dar", erklärte Dr. Andreas Glöckner, Greifswald, in einem kürzlich geführten Gespräch. Als Erreger werden überwiegend Sprosspilze der Gattung Candida isoliert. Infektionen durch Schimmelpilze, vornehmlich Aspergillus spp., nehmen jedoch in den letzten Jahren zu und ihre Letalität ist noch höher als bei Candida-Infektionen. "40-50 Prozent bei Candida-Infektionen und 60-90 Prozent bei Aspergillus-Infektionen", gibt Glöckner zu bedenken. In einer 2004 veröffentlichten großen Untersuchung in US-amerikanischen Krankenhäusern waren pro 10 000 Aufnahmen 4,6 Sepsisfälle durch Candida spp. Damit rangiert diese Erregergruppe in der Häufigkeit auf Platz vier. Die Inzidenz der pilzbedingten Sepsisfälle stieg in den USA von über 5 000 Fällen im Jahr 1979 auf über 16 000 Episoden im Jahr 2000 an. In einer deutschen Multicenterstudie zur Epidemiologie der Sepsis konnte die Beteiligung von Pilzen bei jedem fünften Patienten gezeigt werden. "Es muss davon ausgegangen werden, dass Candidämie etwas 7 bis 10-mal häufiger auf einer Intensivtherapiestation als auf einer normalen internistischen oder chirurgischen Station auftritt", ergänzt Glöckner. Ein Hauptproblem bei der Indikationsstellung zur antimykotischen Therapie besteht darin, dass der Beweis für eine invasive Mykose als eindeutige Therapieindikation mit den bis dato zur Verfügung stehenden diagnostischen Möglichkeiten zu selten gelingt und eine risikostratifizierte Behandlungsindikation gestellt werden muss, die auf anamnestischen Angaben und einer Vielzahl von klinischen und paraklinischen Befunden basiert. Bei Patienten, die an einem Ein- oder Mehrorganversagen leiden, sind bei der Auswahl des Antimykotikums neben dem Wirkspektrum insbesondere Anwendungsbeschränkungen bzw. Dosisanpassungen und mögliche Nebenwirkungen und Interaktionen zu beachten (Tab. [1]).

Tab. 1 Therapiebeeinflussende Faktoren.

    >