Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71(4): 292-301
DOI: 10.1055/s-0030-1271021
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Qualitätsmanagement in der Studentenausbildung

Zertifizierung der Lehre in einer Frauenklinik nach DIN EN ISO 9001:2008Quality Management in Student TrainingCertification of Training in a Department of Obstetrics & Gynecology in accordance with DIN EN ISO 9001:2008W. Frobenius1 , S. Cupisti1 , M. P. Lux1 , T. Hildebrandt1 , M. Winkler1 , M. W. Beckmann1
  • 1Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen
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Publikationsverlauf

eingereicht 11.3.2011 revidiert 28.3.2011

akzeptiert 30.3.2011

Publikationsdatum:
12. Mai 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Modernes Qualitätsmanagement (QM), ursprünglich eine Domäne der Wirtschaft, hat in den vergangenen Jahren auch in der Hochschulmedizin Einzug gehalten. Für Ärztinnen und Ärzte sind QM-Maßnahmen im Zusammenhang mit der Patientenversorgung zur Selbstverständlichkeit geworden. Im Gegensatz dazu scheint die Studentenausbildung in der Medizin von dieser Entwicklung bisher relativ unberührt geblieben zu sein, obwohl in der vergangenen Dekade die Bemühungen um eine Qualitätsverbesserung in der Lehre deutlich verstärkt wurden. Die Zertifizierung von QM-Systemen speziell in der Lehre gehört noch zu den Ausnahmen. Fragestellung: Wie kann ein QM-System in der Lehre speziell für das Fach Geburtshilfe und Frauenheilkunde etabliert und dann nach der DIN EN ISO 9001: 2008 zertifiziert werden? Welche Vorteile sind davon zu erwarten? Methoden: Zunächst wurde versucht, über verschiedene externe und interne medizindidaktische Fortbildungen sowie den Masterstudiengang „Medical Education“ eine möglichst hohe Qualifikation der Verantwortlichen zu erzielen. Es folgte nach einer Stärken-/Schwächen-Analyse der aktuellen Lehre der Klinik eine gezielte Umstrukturierung mit Implementierung eines vertikalen Curriculums, in das die von der ÄAppO vorgesehenen Querschnittsbereiche ebenso einbezogen wurden wie das Praktische Jahr und neu etablierte Kurse zur Examensvorbereitung. Hinzu kam die Optimierung der vorgeschriebenen Prüfungen nach den Vorgaben der Testtheorie mit Integrierung praktischer Elemente (OSKE). Parallel dazu wurde die Aufwertung der Lehre zu einer der Krankenversorgung und Forschung gleichwertigen Dienstaufgabe durch Einbeziehung in die Dienst- und Funktionspläne der Klinik festgeschrieben. Im Vorfeld der ab 2009 angestrebten Zertifizierung formulierte der 2008 formal etablierte „Funktionsbereich Lehre“ der Frauenklinik sein Leitbild und erarbeitete ein QM-Handbuch, in dem alle Strukturen, Prozesse sowie die Qualitätsziele und deren Assessment detailliert dokumentiert sind. Ergebnisse: Als Ergebnisse der QM-Maßnahmen und des Zertifizierungsprozesses werden wichtige Inhalte des QM-Handbuchs dargestellt. Dazu gehören das Leitbild, das Organigramm des Funktionsbereichs, der schematische Aufbau des Curriculums und die tabellarische Darstellung der speziellen Qualitätsziele sowie der dazugehörigen Prozesse und des Assessments. Ferner wird gezeigt, wie sich die QM-Maßnahmen auf die studentische Evaluation und das interfakultäre Ranking der Lehre der Frauenklinik ausgewirkt haben. Schlussfolgerungen: Konzepte und Strategien des Qualitätsmanagements können in vielerlei Hinsicht erfolgreich auf die Lehre übertragen werden. Die Implementierung entsprechender Maßnahmen erscheint mit gewissen Einschränkungen auch für kleinere Einheiten innerhalb einer Fakultät möglich und sinnvoll. Das Anstreben einer Zertifizierung trägt sicherlich nicht unerheblich zum Erfolg bei. Ob diese Zertifizierung nach den Normen der internationalen Normenreihe DIN EN ISO 9001:2008 erfolgen sollte, kann diskutiert werden. Wünschenswert ist auf jeden Fall die Einbeziehung von Experten für die Lehre, die mit „best practice“ vertraut sind.

Literatur

PD Dr. W. Frobenius, MME

Frauenklinik
Universitätsklinikum Erlangen

Universitätsstraße 21–23

91054 Erlangen

eMail: wolfgang.frobenius@uk-erlangen.de