Der Klinikarzt 2010; 39(12): 574
DOI: 10.1055/s-0030-1271895
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Nächtliche Hypoglykämien – Risiko reduzieren

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Publication Date:
10 January 2011 (online)

 

Die physiologischen Gegenregulationen bei sinkendem Blutzuckerspiegel folgen einer festgelegten Hierarchie. Unter 80 mg/dl wird zunächst die Insulinsekretion im Pankreas gehemmt. Ab einem Bereich von 65 ml/dl kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Glukagon und zu einer Aktivierung des Sympathicus. Prof. Werner Kern, Ulm, betonte, dass der erhöhte Sympathikotonus mit Schwitzen, Tachykardie, Zittern, Hunger- und Angstgefühl die ersten subjektiv wahrnehmbaren Symptome seien.

Bei Diabetikern, vor allem in höherem Alter, setzen die Regulationsmechanismen erst bei niedrigeren Blutzuckerwerten ein. Bei bis zu einem Viertel der Patienten, so Kern, bestehe eine Störung der Hypoglykämiewahrnehmung. Rund 55 % der schweren Hypoglykämien treten nachts auf.

Ergebnisse von Studien wie ADVANCE oder VADT zeigten vermehrte Todesfälle in der Gruppe der intensiv therapierten Patienten, bei denen auch schwere Hypoglykämien häufiger waren. Zwar ist der pathologische bzw. rechtsmedizinische Nachweis der Kausalität zwischen Hypoglykämie und Tod schwer zu führen, aber vermutlich trägt bei schlecht eingestellten Diabetikern die hypoglykämisch bedingte Ausschüttung von Katecholaminen mit Tachykardie, Arrhythmie, erhöhtem myokardialem Sauerstoffverbrauch sowie Thrombophilie zum erhöhten kardialen Mortalitätsrisiko bei.

Kern wies auf eine Studie mit über 16 600 Typ-2-Diabetikern im Alter über 65 Jahre hin. Dabei nahm das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, mit der Anzahl vorausgegangener Hypoglykämien zu. Nach 3 oder mehr schweren hypoglykämischen Episoden, war das relative Risiko für eine Demenz fast verdoppelt [1].

Als langwirksame, meist zur Nacht gegebene Insuline standen lange Zeit nur NPH-Insuline zur Verfügung. Dr. Marcel Kaiser, Frankfurt, wies auf die nachteiligen Eigenschaften dieses Insulins hin: Der unphysiologische Wirkgipfel liegt zwischen 2 und 4 Uhr nachts, dies er-höht das nächtliche Hypoglykämierisiko. Zudem lässt die Wirkung nach etwa 10 Stunden nach - genau dann, wenn im Rahmen des morgendlichen Kortisolanstiegs der Blutzuckerspiegel ansteigt.

Bild: MEV

Mit Insulindetemir (Levemir®) steht ein langwirksames Insulinanalogon zur Verfügung, das einen geringeren Anstieg in den ersten Stunden und eine verzögerte Abnahme am Morgen aufweist. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass unter Insulindetemir gegenüber NPH-Insulin die Hypoglykämieraten insgesamt um 53 %, die nächtlichen Hypoglykämien sogar um 65% vermindert waren [2].

Im Vergleich zu Insulinglargin ist Insulindetemir bei der Senkung der Hypoglykämierate und der Einstellung des HbA1c äquieffektiv - führt aber zu einer signifikant geringeren Zunahme des Körpergewichts [3], [4].

Dr. Andreas Fischer, München

Quelle: 75. Grünwalder Gespräche "Hypoglykämien bei Menschen mit Typ 2 Diabetes - Insulindetemir kann das Risiko reduzieren", Grünwald, 27. Oktober 2010. Veranstalter: Novo Nordisk Pharma, Mainz

Literatur

  • 01 Whitmer R A, et al. JAMA. 2009;  301 1565-1572
  • 02 Philis-Tsimikas A, et al. Clin Ther. 2006;  28 1569-1581
  • 03 Rosenstock J, et al. Diabetologica. 2008;  51 408-416
  • 04 Hollander P, et al. Clin Ther. 2008;  30 1976-1987
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