Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215(1): 35-40
DOI: 10.1055/s-0031-1271743
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wünsche von Schwangeren an den Geburtsmodus

Vaginal Birth versus Cesarean Section on Demand – Which Mode of Delivery is Preferred by Pregnant Women?F. Hainer1 , I. Kowalcek1
  • 1Interdisziplinäres Forschungsinstitut für Frauengesundheit, Frauengesundheitszentrum, Lübeck
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eingereicht: 25.10.2010

akzeptiert: 04.01.2011

Publication Date:
23 February 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Technisierung und Medikalisierung der Geburtshilfe führten zu einem Anstieg der Interventions- und Kaiserschnittraten. Der anhaltende Anstieg der Sectiofrequenzen in den Industrienationen lässt sich nur durch ein Zusammenspiel medizinischer und gesellschaftlicher Einflussfaktoren begründen. Welche Rolle die Wünsche der Schwangeren bei der Wahl des Entbindungsmodus einnehmen, ist im Zuge der angestrebten Patientenautonomie von großem Interesse. Die vorliegende Arbeit untersucht, wie schwangere Frauen die Entbindungsmethoden Kaiserschnitt und vaginale Geburt beurteilen und welchen Geburtsmodus sie favorisieren.

Material und Methoden Die Stichprobe umfasste ein Kollektiv von 534 Schwangeren, die sich zwischen Oktober 2004 und Januar 2005 im Bereich Pränataldiagnostik des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck vorstellten. Die Datenerfassung erfolgte mittels einer standardisierten Fragebogenbatterie, die sich aus dem soziodemografischer Erhebungsbogen und dem Geburtsmodus-Beurteilungsbogen zusammensetzte. Die Items beschrieben charakterisierende Eigenschaften der Entbindungsarten, die anhand einer 5-stufigen Likert-Skala bewertet werden konnten. Die Datenanalyse erfolgte mittels Bestimmung von Mittelwerten und Standardabweichungen.

Ergebnisse: Die befragten Schwangeren bevorzugten eine natürliche Geburt. Neben der gewünschten Natürlichkeit erachteten sie das aktive Geburtserlebnis und die Anwesenheit einer Begleitperson als besonders wichtig. Die negative Einstellung gegenüber einer Operation und die zu erwartenden Schmerzen fielen bei der Beurteilung der Sectio ins Gewicht.

Schlussfolgerung: Diese wie auch andere Studien ergaben, dass der Anstieg der Kaiserschnittraten nicht durch den Wunsch der Schwangeren bedingt ist. Die Indikationsstellung zur elektiven Sectio bedarf individualisierter Entscheidungsfindung mit dem Ziel des Informed-consent.

Abstract

Background: The Cesarean section rate continues to increase across the developed nations since there are still a number possible reasons for this development including medical and non-clinical indications. The aim of this study was to analyse how pregnant women themselves think about Cesarean section and vaginal delivery, and which mode of delivery they prefer.

Methods: Pregnant women booked for prenatal diagnosis at the University Hospital Schleswig-Holstein, Campus Lübeck between October 2004 and January 2005 were invited to participate in the study. 534 pregnant women completed a questionnaire on their method of choice for delivery and selected background variables.

Result: Women favour a natural birth and place high importance on the criteria physiology, active birth experience and personal assistance. Characteristics of the Cesarean section that were viewed negatively include surgery and pain.

Conclusion: The rise in Cesarean section rates cannot be explained by the patients’ preferences. In terms of patient autonomy, obstetricians should respect a woman's wish for vaginal delivery, avoiding medical intervention if clinically possible.

Literatur

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Ingrid Kowalcek

Interdisziplinäres

Forschungsinstitut für

Frauengesundheit

Frauengesundheitszentrum

Brahmsstr. 10

23556 Lübeck

Email: Kowalcek@t-online.de