Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A002
DOI: 10.1055/s-0031-1272358

Lebensqualität oder Lebenszeit? Entscheidungskriterien und Informationsquellen bei Patienten nach Aortenklappenersatz oder -rekonstruktion

S Barnick 1, W Schmied 2, HJ Schäfers 2, V Köllner 3
  • 1Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg
  • 2Klinik für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie, Universitätskliniken des Saarlandes, Homburg
  • 3Fachklinik für Psychosomatische Medizin, MediClin Bliestal Kliniken, Blieskastel

Fragestellung: Während in den 80er Jahren die Mehrheit der Patienten eine passive Rolle bevorzugte, ist heute partizipative Entscheidungsfindung (shared decision-making) die Regel. Dies erfordert die Kenntnis der Entscheidungsgründe von Patienten. Untersucht werden soll, welche Informationsquellen und Kriterien der Entscheidung für ein Operationsverfahren an der Aortenklappe zu Grunde liegen. Methodik: Befragt wurden alle 349 zum Stichtag 1. 8. 2010 postalisch erreichbaren Patienten, die 2008 einen Aortenklappenersatz oder eine -rekonstruktion erhalten hatten mit einem hierfür entwickelten Fragebogen. Ergebnisse: Eine Vorauswertung von N=217 Patienten (71,4% m, 64,6±15,8 Jahre) zeigte, dass das Gespräch mit dem Kardiologen und dem Herzchirurg die am häufigsten genutzte und die hilfreichste Informationsquelle war. 45,9% nutzten das Internet, nur 18,8% hiervon bewerteten dies als sehr hilfreich. Wichtigster Entscheidungsgrund war die Lebensqualität noch vor Lebenserwartung und Haltbarkeit der Klappe. Berufliche Aspekte und Kinderwunsch waren vor allem für jüngere Patienten, die sich für eine Rekonstruktion entschieden, von Bedeutung. 88% sind nach 2 Jahren mit ihrer Entscheidung noch sehr zufrieden und 8,7% eher zufrieden. Diskussion: Das ärztliche Gespräch wird bei der Entscheidungsfindung vor einer Herzoperation höher bewertet und hilfreicher erlebt als andere Informationsquellen wie z.B. das Internet. Die Lebensqualität hat für die Patienten einen höheren Stellenwert als die Lebenserwartung.