Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A008
DOI: 10.1055/s-0031-1272364

Die Bedeutsamkeit von Persönlichkeitsfaktoren für die Dauer der Arbeitsunfähigkeit – Die Kehrseite von Kooperativität und Neugier

R Conrad 1, F Geiser 1, I Wegener 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Bonn

Die Arbeitsunfähigkeit im Kontext psychischer Erkrankungen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dabei wurden schwerpunktmäßig bislang soziodemographische Faktoren untersucht. In vorliegender Untersuchung steht die Bedeutsamkeit von Persönlichkeitsfaktoren gemäß dem psychobiologischen Modell der Persönlichkeit von Cloninger im Vordergrund. Es wurde bei 1254 Patienten zwischen 18 und 65 Jahren, die sich in der Poliklinik der Psychosomatischen Universitätsklinik Bonn vorstellten, die Länge der Arbeitsunfähigkeit in den vorangegangenen 12 Monaten erhoben. Dabei waren 765 (61%) Patienten eine Woche oder länger krankgeschrieben, 489 (39%) waren im Vorfeld kürzer oder nicht erkrankt. Länger arbeitsunfähige Patienten waren signifikant häufiger weiblich und hatten ein niedrigeres Bildungsniveau. Hinsichtlich der aktuellen psychischen Belastung und der diagnostizierten Achse 1 bzw. Achse 2 Störungen ergab sich kein signifikanter Unterschied. In der nach Geschlechtern getrennt durchgeführten Kovarianzanalyse von Persönlichkeitsunterschieden gemessen mit dem Temperament und Charakter Inventar (Kovariate: Symptombelastung) zeigte sich bei den länger krankgeschriebenen Frauen eine signifikant höhere Ausprägung der Persönlichkeitsmerkmale Neugierverhalten und Kooperativität. Genannte Befunde werden vor dem Hintergrund von persönlichkeitsbasierten Schwierigkeiten in der Abgrenzungsfähigkeit und einer damit verbundenen beruflichen Überforderung diskutiert.