Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A012
DOI: 10.1055/s-0031-1272368

Psychosozialer Distress bei Prostatakarzinom-Patienten in Abhängigkeit von der Familienanamnese

A Dinkel 1, P Herschbach 1, M Kornmayer 2, J Gschwend 2, K Herkommer 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar, TU München
  • 2Urologische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, München

Hintergrund: Einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung eines Prostatakarzinoms ist eine positive Familienanamnese. Bislang liegen keine Daten zu der Frage vor, inwieweit die Familienanamnese mit psychosozialem Distress assoziiert ist.

Methoden: Deutschlandweit wurden Patienten befragt, die sich vor mindestens vier Jahren aufgrund eines Karzinoms einer Prostatektomie unterzogen hatten. An der Studie nahmen N=3.527 Patienten teil. Davon waren n=2.399 (68.0%) sporadisch, n=915 (25.9%) familiär und n=213 (6.0%) hereditär betroffen. Die Patienten wurden postalisch mittels der Kurzfassung des Fragebogens zur Belastung von Krebskranken (FBK-R10) und einer Kurzfassung des Gesundheitsfragebogens für Patienten (PHQ–4) befragt.

Ergebnisse: Insgesamt war der psychosoziale Distress gering ausgeprägt. Die Familienanamnese hatte keinen Einfluss auf das Ausmaß an Belastung, Depressivität oder Angst. Sich körperlich unvollkommen fühlen erwies sich als deutlichste Belastung (12.3%), gefolgt von der Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung (Progredienzangst) (6.2%). Die Prävalenz von Depressivität betrug 6.0%, die von Angst 6.3%.

Diskussion: Die Familienanamnese hatte in dieser Studie keinen direkten Einfluss auf den psychosozialen Distress nach Prostatektomie. Es sollte untersucht werden, inwieweit Moderatorvariablen eine Rolle spielen.