Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A030
DOI: 10.1055/s-0031-1272386

Inwieweit eignet sich der CES-D zum Depressionsscreening bei Diabetikern?

N Hermanns 1, B Kulzer 2, H Kruse 3
  • 1Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim
  • 2Diabetes Klinik, Bad Mergentheim
  • 3Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Giessen

Einleitung: Diabetiker haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein zweifach erhöhtes Risiko an einer depressiven Störung zu erkranken. In den Leitlinien (IDF, DDG) wird daher ein routinemäßiges Depressionsscreening gefordert. Die „Epidemiological Depression Scale“ (CES-D) wird häufig zum Depressionsscreening eingesetzt. In der vom Kompetenznetz Diabetes mellitus“ unterstützten und vom BMBF geförderten Studie (Förderkennzeichen 01GI0809) wurden die Screeningeigenschaften der deutschen Version des CES-D für eine diabetische Stichprobe untersucht. Methodik: 240 Diabetespatienten (Alter 49.5±14.3J.; 45.4% weiblich; 51% Typ–1-Diabetes; HbA1c 8,9±1.8%; BMI 30.3±7.2kg/m²) bearbeiteten den CES-D Fragebogen, und nahmen anschließend an einem strukturierten klinischen Interview (SKID) teil. Ergebnisse: Die Prävalenz einer klinischen depressiven Störung entsprechend den ICD–10 Kriterien betrug 13.7%. Die Fläche unter der ROC war .82 (95% KI 0.73–0.91; p<.001). Die graphische Analyse der ROC legte zudem einen optimalen Cut-Off-Wert von „22“ nahe: Bei diesem Cut-Off Score betrug die Sensitivität 73%, die Spezifität 74.5%. Der positive prädiktive Wert eines CES-D Scores von „≥ 22“ war 30.4%, der negative prädiktive Wert eines Scores von „<22“ betrug 94. Schlusssfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass der CES-D auch bei einer diabetischen Stichprobe zum Depressionscreening geeignet ist. Mit Hilfe des CES-D können bei einem Cut-Off-Wert von „≥ 22“ etwa 73% aller depressiven Diabetiker identifiziert werden.