Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A032
DOI: 10.1055/s-0031-1272388

Psychische Belastung und Strahlenangst vor und nach einer Radiojodtherapie

N Horbach 1, CM Kirsch 2, U Nestle 3, V Köllner 4
  • 1Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
  • 2Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
  • 3Klinik für Strahlenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg
  • 4Fachklinik für Psychosomatische Medizin, MediClin Bliestal Kliniken, Blieskastel

Fragestellung: Konfrontation mit Radioaktivität und Isolation stellen potentiell belastende Umstände bei einer Radiojodtherapie (RJT) dar (1). Möglich sind auch Symptome aufgrund schwankender Schilddrüsenhormonspiegel. Ziel dieser Studie ist es, die psychische Belastung sowie auf Strahlung bezogene Ängste vor und nach RJT bei benignen Schilddrüsenerkrankungen zu erfassen. Methodik: Untersucht wurden 168 Patienten vor (t0) sowie unmittelbar (t1) und 6 Monate nach RJT mit der HADS-D (3), dem GBB-24 (2), der PTSS-10 (5) sowie einem Fragebogen zu strahlungsbezogenen Ängsten. Parallel wurden TSH, fT3 und fT4 erfasst. 65 Patienten (67% w; 61,9±13,2 Jahre) beteiligten sich zu allen 3 Zeitpunkten. Ergebnisse: Von t0 zu t1 und t2 kam es zu einem (p<0,005) Rückgang der Angstsymptome; das bei Frauen gegenüber der Norm erhöhte Ausgangsniveau (p=0,03) normalisierte sich. Die Depressivität verringerte sich von t0 zu t1 (p=0,003), erreichte zu t2 aber wieder das Ausgangsniveau, blieb aber zu allen Meßzeitpunkten unter dem Niveau der Normstichprobe. Die PTSS-10 zeigt von t0 zu t1 einen Abfall, um zu t2 wieder anzusteigen. Zu t2 waren 21,9% der Patienten im auffälligen Bereich. Die Strahlenangst lag unter dem Niveau einer gesunden Vergleichsstichprobe (p<0,05). Diskussion: Die RJT wird von der Mehrzahl der Patienten gut verarbeitet, bei 21,9% sind aber erhöhte stressbezogene Symptome im Sinne einer Anpassungsstörung (4) nachweisbar. Die Wechselwirkungen zwischen den Hormonspiegeln und der psychischen Belastung werden dargestellt und diskutiert.

Literatur: 1. Bongers A, Scholz OB, Köllner V, v Smekal A. Zur Befindlichkeit von Patienten mit autonomem Adenom vor und während einer Radiojodtherapie. Verhaltenstherapie 1993; 3(Suppl.1) 45 2. Brähler E, Hinz A, Scheer JW (2006) Der Gießener Beschwerdebogen GBB-24. Handbuch. 3., ergänzte und revidierte Auflage 3. Herrmann C, Buss U, Snaith RP (1995) Hospital Anxiety and Depressio Scale - Deutsche Version. Ein Fragebogen zur Erfassung von Angst und Depressivität in der somatischen Medizin. Testdokumentation und Handanweisung. Hans Huber, Bern 4. Maercker A, Einsle F, Köllner V. Adjustment disorders as stress response syndromes: A new diagnostic concept and its exploration in a cardiology patient sample. Psychopathology 2007, 40: 135-146 5. Stoll C, Kapfhammer HP, Rothenhausler HB, Haller M, Briegel J, Schmidt M, Krauseneck T, Durst K, Schelling G (1999) Sensitivity and specificity of a screening test to document traumatic experiences and to diagnose post-traumatic stress disorder in ARDS patients after intensive care treatment. Intensive Care Med 25: 697-704