Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A035
DOI: 10.1055/s-0031-1272391

Interpersonelle Problembelastung bei Sozialer Phobie vs. Agoraphobie

M Israel 1, S Döbbel 1, P Joraschky 1, K Pöhlmann 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden

Die Soziale Phobie ist nach Alden & Taylor (2004) eine interpersonelle Störung. Die Ängste stören die Beziehungen zu anderen Menschen u. beeinträchtigen die Fähigkeit des Betroffenen auf andere Menschen einzugehen. Ziel war es, Aspekte des Interaktionsgeschehens bei Sozialer Phobie detailliert zu erfassen u. gegenüber Agoraphobie abzugrenzen. In der Studie 89 station. Psychotherapiepatienten wurden 54 Sozialphobiker mit 35 Agoraphobikern verglichen hins. interpersonaler Problembelastung, Interaktionsverhalten u. Symptombelastung bei Aufnahme (AN), Entlassung (EN) u. 1-J-KAT. Die Diagnosestellung erfolgte standardisiert (DIA-X). Sozialphobiker wiesen eine signifikant höhere Behandlungsdauer auf als Agoraphobiker. Die Komorbidität war bei beiden Störungen ähnlich ausgeprägt. Ergeb.: Sozialphobiker wiesen bei AN eine signifikant höhere interpersonale Problembelastung auf als Agoraphobiker. Die Pathologie des Musters interpersoneller Probleme bei Sozialer Phobie lag auf ‘zu abweisend’, ‘zu introvertiert’, ‘zu selbstunsicher’. Im Therapieverlauf verringerten sich interpersonelle Probleme bei beiden Störungen signifikant, wenn auch Sozialphobiker bei EN noch signifikant stärker ‘zu streitsüchtig’ und ‘zu introvertiert’ waren als Agoraphobiker. Poststationäre Besserungen bildeten sich vereinzelt bei Agoraphobie nicht jedoch bei Sozialer Phobie ab. Disk.: Soziale Phobien führen zu erheblichen Belastungen in zwischenmenschlichen Beziehungen und müssen daher in der Psychotherapie stärker fokussiert werden.