Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A037
DOI: 10.1055/s-0031-1272393

Optimierung der Gesprächsstruktur und Erhöhung der Patientenzentriertheit durch ein Kommunikationstraining für Ärzte in der Inneren Medizin

J Jünger 1, B Bürmann 1, N Ringel 1, U Riemann 2, W Langewitz 3, JH Schultz 1, J Spang 1
  • 1Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik Heidelberg
  • 2SLK Klinikum am Gesundbrunnen, Heilbronn
  • 3Universitätsspital, Psychosomatik, Basel, Schweiz

Die Arzt-Patient-Kommunikation ist zentral für das Gelingen von diagnostischen und therapeutischen Prozessen. Die vorliegende Studie untersucht, ob ein 3-tägiges Kommunikationstraining die Patientenzentriertheit und die Gesprächsstruktur von erfahrenen Ärzten verbessert.

Durchgeführt wurde eine kontrolliert-randomisierte prä-post Studie im Wartegruppendesign mit 40 Ärzten (20 w, 20 m; Alter M=33,6, SD=6,74) einer internistischen Abteilung eines städtischen Krankenhauses. Die Trainingsgruppe erhielt ein 3-tägiges Kommunikationstraining und ein individuelles Training auf Visite. Vor und nach dem Training wurden pro Arzt jeweils 5 Patienten-Gespräche per Video aufgezeichnet und insgesamt 350 Gespräche mit dem Roter Interaction Analysis System [1, 2] ausgewertet.

Es zeigten sich signifikante Effekte in der Trainingsgruppe hinsichtlich der Zunahme der patientenzentrierten Kommunikation (M=65.81, SD=47.75 zu M=71.33*, SD=29.19, p <.05), einer Zunahme empathischer Reaktionen (M=.21, SD=.66 zu M=.85*, SD=2.28, p <.05), sowie einer Verbesserung der Gesprächsstrukturierung (M=.08, SD=.35 zu M=1.59*, SD=2.81, p <.05). Keine signifikanten Effekte zeigten sich im Hinblick auf orientierende Äußerungen oder den Anteil psychosomatischer Informationen.

Kommunikationstrainings erhöhen die Patientenzentriertheit auch bei erfahrenen Ärzten und sollten in Fort- und Weiterbildung zunehmend integriert werden.

Literatur: [1] Roter, D. (1977): Patient participation in the patient-provider interaction: the effects of patient question asking on the quality of interaction, satisfaction, and compliance. Health Educ Monogr., 5(4): 281-315. [2] Roter et al. (2008): Interactive and evaluative correlates of dialogue sequence: A simulation study applying the RIAS to turn taking structures. Patient Education and Counseling, 71; 26 – 33.