Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A040
DOI: 10.1055/s-0031-1272396

Individualisierte fMRT-Untersuchungen zur Erfassung funktioneller Hirnveränderungen bei depressiven Patienten in Psychoanalyse

H Kessler 1, S Taubner 2, A Buchheim 3, H Kächele 1, M Cierpka 4, G Roth 5, D Wiswede 6
  • 1Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universität Ulm
  • 2Universität Kassel
  • 3Instititut für Psychologie, Innsbruck, Österreich
  • 4Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie, Universitätsklinikum Heidelberg
  • 5Universität Bremen
  • 6Universität Jena

Fragestellung: Im Rahmen der Hanse-Neuropsychoanalyse-Studie (HNPS) wurde in diesem Projekt die neuronale Aktivität chronisch depressiver Patienten untersucht, während sie sich mental in der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) mit ihren jeweiligen repetitiven dysfunktionalen Beziehungsmustern beschäftigen. Weiterhin wurde untersucht, inwiefern sich diese Aktivität im Laufe einer psychoanalytischen Therapie ändert. Methoden: 18 Patienten mit chronischer Depression wurden mit 17 gesunden Kontrollen verglichen. Für jeden Probanden wurde individuell mittels eines OPD-Interviews (Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik) ein dysfunktionales repetitives Beziehungsmuster ermittelt, welches in Form von prägnanten Sätzen im fMRT präsentiert wurde. Als Vergleich dienten neutrale und unspezifische emotionale Sätze. Ergebnisse: Für beiden Gruppen, Patienten und Kontrollen, zeigte sich bei Konfrontation mit den OPD-Sätzen eine relativ erhöhte Aktivität im anterioren cingulären Cortex (u.a. Aufmerksamkeit, Emotionsregulation) und visuellen Arealen (u.a. emotionale Aktivierung). Im Vergleich zu den Kontrollen zeigten die Patienten vor der Therapie eine relativ erhöhte Aktivität in limbischen und subcorticalen Regionen (z.B. Amygdala, Basalganglien), die mit emotionaler Verarbeitung in Verbindung gebracht werden. Nach acht Monaten Therapie waren die Unterschiede in diesen Regionen nicht mehr vorhanden.