Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A043
DOI: 10.1055/s-0031-1272399

Einfluss von Dissoziation auf emotionale Ablenkung bei Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung und gesunden Probandinnen – Neuropsychologie der BPS: Experimentelle Befunde und klinische Bedeutung

A Krause-Utz 1, N Oei 2, I Niedtfeld 1, M Bohus 1, P Spinhoven 2, B Elzinga 2, C Schmahl 1
  • 1Psychosomatische Klinik, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
  • 2Institute of Psychology, Clinical, Health and Neuropsychology Unit, Leiden University, Leiden, Niederlande

Hintergrund: Vorübergehende stressabhängige dissoziative Zustände sind ein Kernmerkmal der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Die neurobiologische Grundlage dissoziativer Zustände ist bisher noch unzureichend erforscht. Es haben sich jedoch Hinweise darauf ergeben, dass dissoziative Zustände mit einer verminderten Aktivierung limbischer Strukturen (z.B. Amygdala) und einer erhöhten Aktivierung frontaler Gehirnregionen (z.B. medialer und dorsolateraler präfrontaler Kortex) verbunden sind. Methoden: Das Ziel dieser Studie war es, den Einfluss dissoziativer Zustände auf emotionale Ablenkung bei Borderline-Patientinnen mit vs. ohne peri-experimenteller Dissoziation zu untersuchen. 22 unmedizierte Patientinnen mit BPS (11 mit Dissoziation und 11 ohne Dissoziation) und 22 gesunde Probandinnen (parallelisiert nach Alter, Schulbildung und Gewicht) wurden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie untersucht, während sie einen Arbeitsgedächtnistest bearbeiteten und emotionale und neutrale interpersonelle Bilder zur Ablenkung gezeigt wurden. Ergebnisse: Während der Präsentation emotionaler ablenkender Bilder zeigten Borderline-Patienten mit peri-experimenteller Dissoziation eine verminderte Aktivierung der Amygdala, Insula, Hippocampus und Thalamus und eine verstärkte Aktivierung in frontalen Gehirnbereichen. Dissoziative Zustände sollten in zukünftigen Studien zur Emotionsregulation bei BPS und im klinischen Setting berücksichtigt werden.