Versöhnungsbereitschaft bei älteren Kriegsüberlebenden – längs- und querschnittliche Daten zu einem neuen Paradigma der Traumaforschung

Hintergrund: Während der Einfluss von Versöhnungsbereitschaft (VB) auf die psychische Gesundheit in den letzten Jahren intensiver Forschungsgegenstand in der paartherapeutischen Forschung geworden ist, gibt es bislang kaum Studien im Kontext von Kriegstraumatisierungen. Methoden: Korrelation von VB (erhoben mit dem readiness to reconcile inventory, RRI) mit posttraumatischer Belastung (Posttraumatic Diagnostic Scale,PDS) in einer Stichprobe von 27 langzeitüberlebenden Frauen der soldatischen Massenvergewaltigungen am Ende des II. Weltkrieges und zusätzlich in einem prä-post Design im Rahmen des RCT zur Integrativen Testimonial Therapie, n=30, prä-, post-, 3m follow up. Ergebnisse: Bei den Langzeitüberlebenden der Kriegsvergewaltigungen war VB signifikant invers mit posttraumatischer Belastung korreliert. Die nach diesem Ergebnis formulierte Hypothese, dass sich bei Besserung der posttraumatischen Symptome im Rahmen einer Psychotherapie das Ausmaß an VB erhöhen würde, liess sich in den längsschnittlichen Daten des RCT nicht bestätigen. Diskussion: Die ersten Ergebnisse werfen die Frage auf, inwiefern es sich bei Versöhnungsbereitschaft um eine State- oder Traitvariable handelt. Im Hinblick auf die Moderation heutiger Versöhnungsprozesse in Nachkriegsländern und die psychosoziale Gesundheit von Kriegsüberlebenden ist weitere, insbesondere längsschnittliche Forschung dringlich.

Literatur: Stammel N & Knaevelsrud C. Vergebung und psychische Gesundheit nach traumatischen Erlebnissen. Ein Überblick. Trauma & Gewalt 2009; 1: 34 - 41. Kuwert P, Klauer T, Eichhorn S, Grundke E, Dudeck M, Schomerus G, Freyberger HJ. Trauma and current posttraumatic stress symptoms in elderly German women who experienced wartime rape in 1945. Journal of Nervous and Mental Disease 2010, 198: 450-451.

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