Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A056
DOI: 10.1055/s-0031-1272412

Häufigkeit von Impulskontrollstörungen bei stationären Patienten

A Müller 1, K Rein 1, I Kollei 1, A Rotter 2, P Schütz 3, T Hillemacher 4, M de Zwaan 1
  • 1Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg
  • 2Psychiatrische Klinik mit Poliklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen
  • 3Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen
  • 4Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie Medizinische Hochschule Hannover

Ziel: Erhebung der Häufigkeit von Impulskontrollstörungen bei konsekutiven stationären Patienten. Methode: Es wurden 234 Patienten (40,2% Psychosomatik, 59,8% Psychiatrie; 62% weiblich, 38% männlich) mit einer Forschungsversion des amerikanischen Moduls für Impulskontrollstörungen des Strukturierten Klinischen Interviews für DSM-IV-Störungen (SKID-IKS) untersucht. Folgende Impulskontrollstörungen wurden erfasst: intermittierende explosive Störung, Pyromanie, Kleptomanie, pathologisches Spielen, Trichotillomanie, pathologisches Kaufen, exzessives non-paraphiles Sexualverhalten, pathologischer Internetgebrauch und pathologisches Skin Picking. Resultate: Basierend auf dem SKID-IKS betrug die Lebenszeitprävalenz (LP) für Impulskontrollstörungen 23,5% und die derzeitige Prävalenz (DP) 18,8%. Am häufigsten waren pathologisches Skin Picking (LP 7,3%; DP 6,8%), pathologisches Kaufen (LP 6,8%; DP 6,0%) und intermittierende explosive Störung (LP 5,6%; DP 3,4%). Patienten mit Impulskontrollstörung waren jünger, hatten mehr Aufnahmediagnosen und litten häufiger an einer Essstörung, v. a. Binge Eating Störung. Auffallend war, dass im klinischen Setting nur bei 3,8% der Patienten eine Impulskontrollstörung diagnostiziert worden war. Schlussfolgerung: Impulskontrollstörungen kommen bei Patienten mit anderen psychischen Erkrankungen häufig vor, werden im klinischen Alltag jedoch oft übersehen, was eine rechtzeitige störungsspezifische Behandlung der Impulskontrollstörung verhindert.