Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A064
DOI: 10.1055/s-0031-1272420

Bindung, Persönlichkeit und genetische Marker – Experimentelle und biologische Bindungsforschung

I Reiner 1, G Spangler 2
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinik Mainz
  • 2Institut für Psychologie, Lehrstuhl Entwicklungspsychologie & Pädagogische Psychologie, Erlangen

Die moderne Bindungsforschung beschäftigt sich sowohl mit biologischen als auch sozialen Faktoren, die zur Entstehung individueller Unterschiede von Bindungsmustern führen. Als Kandidatengene für Bindungsdesorganisation bei Kindern wurden das das Dopamin D4 Rezeptor Gen (DRD4) sowie das Serotonin Transporter Gen (5HTT) genannt, welche ebenfalls in Zusammenhang mit Impulsivität und Ängstlichkeit bei Erwachsenen gebracht wurden. Der genetische Einfluss auf Bindungsrepräsentation im Erwachsenalter wurde bisher wenig untersucht.

Die folgende Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Genvarianten des DRD4 sowie 5HTT Gens, Bindungsrepräsentation und Persönlichkeit in einer repräsentativen Erwachsenenstichprobe von 168 Erwachsenen. Genetische Marker des Dopamin D4 Rezeptor Gens (DRD4 7repeat±) und des Serotonin Transporter Gens (5HTT LPR s-allel) wurden non-invasiv erhoben. Bindungsrepräsentation wurde mit dem Adult Attachment Interview gemessen. Persönlichkeit wurde mit Cloningers TPQ, dem NEO-FFI, und dem California Adult Q-Sort erfasst.

In der Gesamtstichprobe konnte ein Zusammenhang zwischen Bindungssicherheit und dem DRD4 7repeat Allel nachgewiesen werden. Zudem wurde ein Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Bindungsaktivierungsstrategie gefunden. Persönlichkeitsmerkmale wurden nur bei männlichen Teilnehmern von genetischen Markern beeinflusst. Die Ergebnisse werden auf dem Hintergrund des Einflusses von Anlage und Umwelt auf Persönlichkeit und Bindung diskutiert.