Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A076
DOI: 10.1055/s-0031-1272432

Selbstwirksamkeit stärken – Warum und wie?

J Schneider 1
  • 1MediClin Reha-Zentrum am Hahnberg, Fachklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Bad Wildungen

Selbstwirksamkeit ist eine Kognition, die die Erwartung beschreibt, in einer bestimmten Situation ein bestimmtes Verhalten ausführen zu können. Sie wird als wichtige Voraussetzung für den Einsatz von Copingverhalten gesehen. Persönliche Erfolgserlebnisse, Beobachtungen der erfolgreichen Leistungen anderer, verbale Überredung sowie der physiologische Zustand und die wahrgenommenen Emotionen stellen wichtige Quellen zur Verbesserung der Selbstwirksamkeitserwartungen dar.

N=319 Patienten mit somatoformer Schmerzstörung, die im Rahmen eines medizinischen Heilverfahrens stationär behandelt wurden, füllten zu Beginn und Ende des Aufenthaltes einen Fragebogen zu den Bereichen Selbstwirksamkeit, Schmerzbewältigung sowie schmerzbedingter und allgemeiner Beeinträchtigung aus. Die Daten wurden multivariat mittels linearer Strukturgleichungsmodelle (LISREL) analysiert.

Die Analysen zeigen, dass die Selbstwirksamkeit signifikant positiv auf den Einsatz von Schmerzbewältigungsstrategien und signifikant negativ auf die Beeinträchtigung wirkt. Auf der anderen Seite führt die erfolgreiche Verbesserung der Schmerzbewältigung und die Reduktion der Beeinträchtigung zu einer Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartungen.

Selbstwirksamkeitserwartungen spielen bei Patienten mit somatoformer Schmerzstörung eine wichtige Rolle für Schmerzbewältigung und erlebte Beeinträchtigung. Sie ändern sich in Abhängigkeit von Veränderungen der erlebten Beeinträchtigungen und Schmerzbewältigungsstrategien.

Literatur: Fonagy P, Gergely, G, Jurist, EL & Target, M (2004). Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst. Stuttgart: Klett-Cotta. Staun L, Kessler H, Buchheim A, Kächele H, Taubner S (2010) Mentalisierung und chronische Depression. Psychotherapeut 55: 299-305. Subic-Wrana C, Böhringer D, Breithaupt J, Herdt L, Knebel A, Beutel ME (2010) Mentalisierungsdefizite bei stationären Patienten. Psychotherapeut 55: 306-311.