Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A083
DOI: 10.1055/s-0031-1272439

Haben personale Ressourcen einen Einfluss auf die stationäre Behandlung von Anorexia und Bulimia nervosa?

S Tagay 1, S Düllmann 1, N Repic 1, G Gerlach 1, W Senf 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Essen

Fragestellung: Personale Ressourcen wie Sense of Coherence und Selbstwirksamkeitserwartungen wurden im stationären Verlauf bei Essstörungen bisher wenig untersucht.

Methode: 128 Patientinnen mit einer Essstörung (AN: N=59, Alter M=26.05±6.99 Jahre und BN: N=69, Alter M=25.30±6.75 Jahre) wurden bei Aufnahme und Entlassung im Rahmen einer multimethodalen psychosomatischen Behandlung anhand standardisierter Fragebögen untersucht: Essstörungssymptomatik (SEED & EDI), psychische Symptombelastung (BSI), gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF–12) und personale Ressourcen (SOC–13, SWE).

Ergebnisse: Beide Essstörungsgruppen besserten sich im stationären Verlauf in sämtlichen Bereichen, mit z.T. sehr hohen Effektstärken. In multiplen Regressionsanalysen erweist sich Sense of Coherence als alleiniger Prädiktor für die Essstörungssymptomatik in der AN-Gruppe mit einer beachtlichen Varianzaufklärung (R2=.442). In der BN-Gruppe hingegen besitzt die Selbstwirksamkeitserwartung den größten prädiktiven Beitrag (R2=.216). An zweiter Stelle folgt überraschend eine vorherige stationäre Behandlung (R2=.132) als negativer Prädiktor für die Essstörungssymptomatik.

Diskussion: In beiden Essstörungsgruppen nehmen Selbstwirksamkeitserwartungen gemäß Banduras (1977) Konzept der Selbstwirksamkeit und Sense of Coherence nach dem Salutogenesekonzept von Antonovsky (1987) einen wichtigen Einfluss auf zentrale Outcomevariablen der stationären Essstörungsbehandlung.