Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A095
DOI: 10.1055/s-0031-1272451

Emotionsregulation in der Allgemeinbevölkerung – Bevölkerungskennwerte des Emotion Regulation Questionnaire (ERQ)

J Wiltink 1, H Gläsmer 2, M Canterino 1, K Wölfling 1, A Knebel 1, H Kessler 3, E Brähler 4, ME Beutel 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinik Mainz
  • 2Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Soziologie, Universität Leipzig
  • 3Universität Ulm, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm
  • 4Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universität Leipzig

Mit dem ERQ (Gross & John 2003; Abler & Kessler 2009) liegt ein validiertes Kurzverfahren mit 10 Items zur Erfassung gewohnheitsmäßiger Präferenzen von Strategien zur Emotionsregulation (expressive Unterdrückung und Neubewertung) vor. Ziele der Studie waren die Untersuchung der Reliabilität und Faktorenstruktur des Verfahrens, Ermittlung von Alters- und Geschlechtsnormen und Überprüfung des Zusammenhangs der beiden Skalen mit Angst und Depression, sowie soziodemographischen Merkmalen. In einer Repräsentativerhebung (N=2524) wurden Strategien zur Emotionsregulation (ERQ), Angst und Depression (HADS) sowie soziodemographische Merkmale erfasst. Konfirmatorisch konnte die Faktorenstruktur nicht voll bestätigt werden (Doppelladungen Item 8 und 9), dennoch wurde die ursprüngliche Faktorenstruktur aus Gründen der Vergleichbarkeit beibehalten. Die internen Konsistenzen waren für beide Skalen akzeptabel. Neubewertung korrelierte negativ mit Angst und Depressivität, Unterdrückung dagegen positiv. Unterdrückung wurde in einer linearen Regressionsanalyse vorhergesagt durch Depressivität, geringeres Bildungsniveau, männliches Geschlecht und geringeres Haushaltseinkommen. Aufgrund der querschnittlichen Betrachtung muss offen bleiben, ob Neubewertung als protektiver und Unterdrückung als ungünstiger Faktor hinsichtlich der psychischen Gesundheit (Depression) gelten können, oder ob Lebensumstände und psychische Symptome schließlich zu einer unterdrückenden Emotionsverarbeitung führen.

Literatur: Abler, B. & Kessler, H. (2009). Emotion Regulation Questionnaire – Eine deutsche Version des ERQ von Gross & John. Diagnostica, 55, 144-152. Gross, J.J. & John, O.P. (2003). Individual differences in two emotion regulation processes: implications for affect, relationships, and well being. Journal of Personality and Social Psychology, 85, 348-362.