Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61 - A097
DOI: 10.1055/s-0031-1272453

Die Angst vor der plötzlichen Anaphylaxie: Psychische Komorbidität bei Patienten mit Mastozytose

MI Wolf 1, J Fischer 2, T Biedermann 2, K Giel 1, S Zipfel 1, M Teufel 1
  • 1Abt. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Tübingen
  • 2Universitäts Hautklinik, Tübingen

Hintergrund: Charakteristisch für Mastozytose ist die exzessive Vermehrung von Gewebsmastzellen. Durch ihre Zytokinwirkung kommt es zu ubiquitären, nicht vermeidbaren anaphylaktischen Reaktionen (Reaktion auf Anstrengung, Nahrungsmittel etc.). In dieser Studie soll Angst, Lebensqualität und allgemeine psychische Gesundheit im Vergleich zu Patienten mit Insektengiftallergie mit Anaphylaxieerfahrungen untersucht werden. Letzteren ist es möglich die auslösende Situation zu meiden (kein Kontrollverlust). Methoden: Pro Diagnosegruppe wurden 54 Patienten mit Anaphylaxieerfahrung nach Alter und Geschlecht gematched eingeschlossen. Die psychische Symptomatik wurde mittels STAI, PHQ-D, SF–36 erfasst. Ergebnisse: Patienten mit Mastozytose sind stärker beeinträchtigt, als Patienten mit Insektengiftallergie. Mastozytosepatienten haben in State (p=0,009) und Trait Skala (p=0,003) des STAI höhere Angstlevels. Die Lebensqualität ist reduziert [niedrigere Werte für Vitalität (p=0,039) und vitale Körperdynamik (p=0,035) im SF–36], das Stressempfinden in der PHQ-Stressskala (p=0,011) erhöht. Diskussion: Aufgrund der ständig unbeeinflussbar drohenden Anapyhlaxie und dem damit verbundenen Kontrollverlust scheinen Patienten mit Mastozytose einem erhöhten Distress ausgesetzt. Aufgrund der Belastungen sollte Patienten eine umfassende Versorgung incl. psychosomatischer Therapiemöglichkeiten angeboten werden.