Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(3): 114
DOI: 10.1055/s-0031-1274675
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Buchbesprechung – Mit Krebs leben lernen – Ein Ratgeber zur Bewältigung psychischer Belastungen

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Publication Date:
17 May 2011 (online)

 

Anja Mehnert
2010, 125 Seiten, 19,90 €, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart, ISBN 978-3-17-021165-0

Als „Sturz aus der normalen Wirklichkeit“ hat so trefflich wie zutreffend Nikolaus Gerdes die Mitteilung der Diagnose „Krebs“ bezeichnet. Für viele stellt sie zudem das Schlimmste dar, was einem Menschen widerfahren kann. Begründet ist dies durch die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit, ein Faktum, das wir in der Regel mehr oder weniger erfolgreich ignorieren können. Oft fühlen sich die Betroffenen, und das sind nicht nur die Patienten, sondern immer auch die Mitglieder im sozialen Umfeld, rat- und hilflos. Diesem Phänomen trägt eine reichhaltige Zahl von Informationsbroschüren und Ratgeberliteratur Rechnung. Bewährt hat sich im deutschsprachigen Raum die Reihe „Rat und Hilfe“ aus dem W. Kohlhammer Verlag, die sich bisher insbesondere einzelnen Tumorentitäten gewidmet hat. Der neuste Band trägt den Titel „Mit Krebs leben lernen“. Diagnoseübergreifend versteht er sich als „ein Ratgeber zur Bewältigung psychischer Belastungen“. Die Autorin ist Dr. Anja Mehnert, Leiterin der Arbeitsgruppe Psychoonkologie und palliativmedizinische Versorgungsforschung im Zentrum für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Eppendorf. In 7 Kapiteln behandelt die Autorin sehr verständlich geschrieben und didaktisch geschickt in dialogischer Form wesentliche Fragen, die sich Betroffene stellen. Dabei geht es im Einzelnen um Fragen

zu psychosozialen Belastungen bei der Diagnosestellung, zum Einfluss psychischer Faktoren und Stress auf die Krebsentstehung und den Genesungsprozess, zu Angstsymptomen, Symptomen depressiver Verstimmungen und deren Linderung, zum Umgang mit Ungewissheit, Suche nach Hoffnung und Lebenssinn, zum Umgang mit den Krankheitsbelastungen, zum Umgang mit dem sozialen Umfeld, zu psychosozialen Unterstützungsangeboten.

Die Antworten betonen die Normalität von Reaktionen und Empfindungen in dieser schwierigen Lebenssituation, relativieren bzw. korrigieren „Laientheorien“ und vermitteln ressourcenorientiertes Handwerkszeug zum Umgang mit den vielfältigen Belastungen durch die Diagnose Krebs. Dadurch können Hoffnung, Lebenssinn und neuer Lebensmut erwachsen. Hilfreich sind ein umfangreiches Adressenverzeichnis mit Internetlinks, Hinweise auf weiterführende Literatur und ein kleines Lexikon von A wie Adjuvante Therapie bis Z wie Zytostatika, über das sich allerdings Ergotherapeuten ärgern dürften, wird doch ihre Tätigkeit – zu Unrecht – immer noch mit „Beschäftigungstherapie“ gleichgesetzt. Angesichts dessen, dass es im Layout manchmal unumgänglich ist, Tabellen und Abbildungen aus dem direkten Kontext zu verschieben, wäre ein entsprechendes Verzeichnis mit Seitenhinweisen für eine Optimierung der Lesefreundlichkeit sinnvoll. Alles in allem: Ein hilfreiches Buch für Betroffene und Angehörige und zugleich eine praxisbasierte Einführung in die Psychosoziale Onkologie.

Manfred Gaspar, St. Peter-Ording

Literatur

  • 1 Mehnert Anja. Mit Krebs leben lernen – Ein Ratgeber zur Bewältigung psychischer Belastungen. 2010. 125 Seiten, 19,90 € W. Kohlhammer Verlag; Stuttgart; ISBN: 978-3-17-021165-0
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