Rofo 2012; 184(3): 203
DOI: 10.1055/s-0031-1274781
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mammakarzinom – Kontrolle trotz abgesagter MR-Biopsie?

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Publication Date:
17 February 2012 (online)

 

Trotz eindeutiger Befunde in der Ausgangs-MR-Mammografie ist bei jeder 10. geplanten Biopsie der Tumor nicht mehr nachweisbar und die Maßnahme wird abgesagt. Brennan et al. überprüften die Häufigkeit und suchten nach assoziierten Faktoren.

Radiology 2011; 261: 92–99

Laut den Studienergebnissen waren Mammläsionen sehr selten bösartig, nachdem deren MR-Biopsie abgesagt worden war, da die Läsionen nicht mehr nachweisbar waren. Im Bild: tastbares und seit Jahren bekanntes, histologisch gesichertes Fibroadenome rechts retromamillär bei einer 28-jährigen Patientin mit familiärer Mammakarzinombelastung; a Subtraktionsaufnahme, b Maximum-Intensity-Projektion, c hochauflösende T1w 3-D-Gradienten-Echo-Sequenz mit Fettunterdrückung (Bild: Bick U, Fallenberg E M. Radiologie up2date 2008; 8: 375–390).

Bei 907 Frauen lagen karzinomverdächtige Befunde in der MRT vor, die vakuumassistiert punktiert werden sollten. Eine Absage des Eingriffs erfolgte bei 70 Frauen mit 74 nicht mehr sichtbaren Läsionen. Mit 8% der Fälle wurden somit weniger Biopsien storniert, als in der Literatur angegeben. Das Lebensalter und eine Hormontherapie waren dafür nicht bedeutsam. Der Menopausenstatus spielte keine Rolle, sodass hormonell bedingte Gewebsverdichtungen als Ursache unwahrscheinlich waren. Eine Biopsie wurde seltener bei Frauen mit einem synchronen Tumor und häufiger bei solchen mit Mammakarzinomen in der Vorgeschichte abgesagt (p = 0,007 und p = 0,01). Begünstigende Faktoren für eine fehlende Visualisation waren Brustgewebe von heterogener Dichte und eine starke parenchymale Hintergrundanreicherung (p = 0,001 und p = 0,006). Besondere Bedeutung hatte die Läsionsgröße: Veränderungen < 1 cm waren öfter nicht mehr nachweisbar als größere (p = 0,02). 58 Frauen nahmen Verlaufskontrollen wahr. 41 (71%) der Läsionen waren dabei nicht mehr nachweisbar. In keinem Fall stellte sich zu einem späteren Zeitpunkt ein Karzinom heraus. Eine Frau erhielt nach Absage der Biopsie eine Mastektomie, wobei ein duktales Carcinoma in situ gefunden wurde. 17 Läsionen (29%) wurden bei den Kontrollen gefunden. Davon hatten 10 an Größe abgenommen. In 4 Fällen erfolgten Biopsien, wobei keine Karzinome diagnostiziert wurden. Die Ursachen für die unterschiedlichen MRT-Befunde sind nach Ansicht der Autoren weiterhin unklar. Ihre Hypothese zyklusbedingter falsch-positiver Befunde bestätigte sich nicht. 40% der untersuchten Frauen waren postmenopausal. Möglicherweise lägen fokal-entzündliche oder fibrozystische Veränderungen vor, die zum Biopsiezeitpunkt abgeklungen seien.

Fazit

Mussten wegen fehlender Reproduzierbarkeit von Mammaläsionen MRT-Biopsien abgesagt werden, wurden sie später sehr selten als bösartig erkannt. Kontrollen sollten jedoch unbedingt erfolgen, meinen die Autoren.

Dr. Susanne Krome, Melle

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