Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13(2): 58-61
DOI: 10.1055/s-0031-1274816
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Bewusst anders – Kommunikation mit Demenz-Patienten

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Publication Date:
22 March 2012 (online)

Nicht nur in geriatrischen oder psychiatrischen Einrichtungen treffen Ärzte auf demente Menschen. Durch die Erkrankung gestaltet sich deren Krankenhausaufenthalt oftmals schwierig – für beide Seiten. Eine große Hürde ist dabei die eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit. Das Bewusstsein des Arztes für die spezifischen Bedürfnisse des Patienten ist dann die Grundlage für einen möglichst gelungenen Kontakt.

Heiner Grom[1] sitzt. Soviel weiß er. Verwundert schaut er sich um. Worauf sitzt er eigentlich? Und was ist das für ein Raum, ganz weiß und kahl – kennt er nicht. Wer hat ihn hierher gebracht, was soll er hier? Das Atmen geht schwer, er achtet nicht darauf, spürt aber Unruhe und Beklemmung. Angst steigt hoch. Und dann plötzlich Hektik: Die Tür springt auf, ein Mann in weißer Kleidung eilt auf ihn zu, hinter ihm weitere Menschen, dicht gedrängt. Der Unbekannte lächelt kurz. Jetzt spricht er, spricht unverständliche, schnelle Worte, wendet sich dabei ab, redet nur zu den anderen. Heiner Grom will Ruhe. Er weiß nur: Er sitzt hier, hier ist sein Körper, sein Revier. Doch da geschieht es – der Fremde setzt sich auf sein Bett; schaut ihn an, mit großen Augen, stellt Fragen, die Heiner nicht beantworten kann, nicht mehr. Dann hebt der Fremde seine Hände, darin ein unbekannter Gegenstand. Heiner Grom reagiert panisch.

Arne Solmann[1], Assistenzarzt in einer internistischen Abteilung, durchläuft mit zwei Pflegekräften und einem Physiotherapeuten die tägliche Visite auf seiner Station. Nächstes Zimmer: Heiner Grom, 76 Jahre, Bronchopneumonie. Nebendiagnose: Demenz, nicht näher abgeklärt. Ohne weiter über diese Zusatzinformation nachzudenken, betritt Arne den Raum. Ein schneller Blick zum Patienten und der Arzt registriert: eingefallene Körperhaltung, leicht schmuddelig, unsteter Blick, Bewegungsunruhe. Arne erkundigt sich bei seinem Team rasch nach dem aktuellen Verlauf. Er will außerdem noch die Lunge auskultieren, setzt sich dazu auf das Bett und nimmt sein Stethoskop aus der Kitteltasche. Unvermittelt reißt Herr Grom die Arme hoch und schreit.

1 Name geändert

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