Rofo 2012; 184(5): 402
DOI: 10.1055/s-0031-1274844
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Karotisstenose – Instabile Plaques auch bei geringer Stenose im MRT nachweisbar

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Publication Date:
10 May 2012 (online)

Auch bei geringem Stenosegrad bergen instabile Plaques der A. carotis ein erhöhtes Risiko für zerebrovaskuläre Ereignisse, was vor allem für Läsionen mit Einblutungen gilt. H. M. C. Cheung et al. gingen der Frage nach, ob sich solche instabilen Plaques auch schon bei niedrigem Stenosegrad im MRT nachweisen lassen.

Radiology 2011; 260: 841–847

In die retrospektive Analyse gingen neurologisch symptomatische Patienten (TIA oder Apoplex) im Alter von mindestens 50 Jahren ein, die sich zwischen Februar 2003 und September 2006 einer MRT der Karotiden unterzogen hatten. Eingeschlossen wurden nur Patienten, bei denen sich in der Duplexsonografie oder im 3-D-Time-of-Flight-MR-Angiogramm in beiden Karotiden ein Stenosegrad von maximal 50% gezeigt hatte. Eine Plaqueeinblutung war dabei definiert als Signalintensität im Plaquebereich, die die Signalintensität des umgebenden Muskelgewebes um 50% überschritt. Die Autoren dokumentierten Risikofaktoren wie

Alter, Geschlecht, Hypertonie, Diabetes, Hyperlipoproteinämie, Myokardinfarkt, Vorhofflimmern, Nikotinkonsum, koronare Herzerkrankung und zerebrovaskuläre Erkrankungen

und Medikation wie

Blutdruck- und Diabetesmedikamente, Statine und Aspirin

der Patienten sowie die Seite der Symptome. Mittels multivariater Regressionsanalyse verglichen sie die Prävalenzen der Plaqueeinblutungen, die sie bezüglich Risikofaktoren und Medikation anpassten.

Insgesamt gingen 217 Patienten (109 Männer und 108 Frauen) im Durchschnittsalter von 69,7 Jahren in die Analyse ein, 434 Karotiden entsprechend. 233 (54%) der Karotiden waren mit ipsilateralen neurologischen Symptomen assoziiert, 201 (46%) mit kontralateralen. Plaqueeinblutungen fanden sich im MRT bei 31 (13%) von 233 Karotiden ipsilateral der symptomatischen zerebralen Hemisphäre sowie bei 14 (7%) von 201 Karotiden kontralateral der symptomatischen Hemisphäre. Bei 7 Patienten zeigten sich bilaterale Plaqueeinblutungen, insgesamt 38 Patienten (17,4%) wiesen Plaqueeinblutungen in mindestens 1 Arterie auf. Als Risikofaktoren für Plaqueeinblutungen fanden sich in der multivariaten Regressionsanalyse männliches Geschlecht und zunehmendes Alter.

Fazit

Instabile Plaques der A. carotis fanden sich auch bei symptomatischen Patienten mit geringgradigen Stenosen (≤ 50%), was mit dem männlichen Geschlecht und zunehmendem Alter assoziiert war. Plaqueeinblutungen könnten dabei hilfreich sein, um bei Patienten mit geringgradigen Stenosen das Risiko einzuschätzen, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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