Rofo 2012; 184(5): 410
DOI: 10.1055/s-0031-1274853
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Akute Pankreatitis – CT-Merkmale liefern diagnostische Hinweise

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Publication Date:
10 May 2012 (online)

Zur Unterscheidung zwischen einer gallensteininduzierten und einer nicht biliären akuten Pankreatitis hat es nach Kenntnis der Autoren bisher keine Untersuchung gegeben, welche die Kriterien der Gallenblasen-CT-Darstellung einschließt. M. Yie et al. untersuchten retrospektiv Befunde von Patienten mit biliärer oder nicht biliärer Pankreatitis. Sie wollten dabei klären, ob mit typischen CT-Merkmalen, wie sie von der Cholezystitis her bekannt sind, ein Beitrag zur Differenzialdiagnose geleistet werden kann.

Eur J Radiol 2011; 80: 208–212

CT-Aufnahme der serösen Form der akuten Pankreatitis: Auftreibung des gesamten Organs bei weitgehend erhaltener Lobulierung mit Konturunschärfe (Pfeil). Deutliche peripankreatische Umgebungsreaktion bei streifigen, exsudativen Veränderungen (Sterne), (Bild: Opherk JP, Wiesner W, Kirchhoff TD. Radiologie up2date 2008; 8: 259–273).

Die beiden wesentlichen Formen der akuten Pankreatitis sind etwa zur Hälfte alkoholisch oder biliär bedingt. Gallensteine bilden dabei die häufigste Ursache der biliären Pankreatitis. Eine frühzeitige Diagnose der biliären Pankreatitis ist wichtig, da der Nachweis von Gallensteinen eine retrograde Cholangiopankreatografie (ERCP) mit endoskopischer Sphinkterotomie zur Vermeidung von lokalen oder systemischen Komplikationen und / oder eine Cholezystektomie zur Vermeidung von Rezidiven erfordert. Die ERCP verbietet sich jedoch bei nicht biliärer Pankreatitis, da das Risiko den Nutzen übersteigt. Die Bildgebung mit CT hat sich als diagnostisches Mittel der Wahl bei Patienten mit akuter Pankreatitis bewährt, jedoch hat das CT für den direkten Nachweis von Gallensteinen nur eine begrenzte Sensitivität von 25–88%, was zum Teil durch strahlenundurchlässige Steine begründet ist.

Die retrospektive Auswertung der CT-Scans erfolgte unabhängig durch 2 erfahrene Radiologen mit Schwerpunkt Abdomen ohne Kenntnis der ursprünglichen CT-Befunde an 84 Patienten. Von diesen war lediglich die Diagnose akute Pankreatitis bekannt, die im Zeitraum von Anfang 2007 bis Ende 2009 durch bildgebende und klinische Befunde gesichert wurde. 30 Patienten (13 Männer, 17 Frauen, mittleres Alter: 63,4 Jahre) hatten eine biliäre, gallensteininduzierte Pankreatitis und weitere 56 Patienten (36 Männer, 20 Frauen, mittleres Alter: 45,3 Jahre) eine nicht biliäre Pankreatitis.

Ausgewertet wurden in 1. Linie folgende CT-Merkmale:

abgeschwächte Darstellung der Leber im pericholezystischen Bereich im kontrastverstärkten Pankreas-Phasen-CT, Betonung der Gallenblasen- und Hauptgallengangswand im kontrastverstärkten Portal-Phasen-CT, pericholezystische Fettanteile ohne Kontrastmittel, Gallenblasen-Wanddicke ≥ 4 mm ohne Kontrastmittel und Steine in der Gallenblase oder im Hauptgallengang ohne Kontrastmittel.

Ferner wurden durch einen 3. Abdominal-Radiologen im kontrastverstärkten Portal-Phasen-CT die maximalen inneren Durchmesser der Gallenblase und des Hauptgallengangs vermessen.

Es konnten zwar Gallensteine bei 4 von 56 Patienten (7,1%) mit nicht biliärer Pankreatitis nachgewiesen werden. Jedoch erreichten die CT-Merkmale 1, 2, 3 und 5 statistische Signifikanz (p < 0,05) in der Abgrenzung einer gallensteininduzierten von einer nicht biliären Pankreatitis.

Der mittlere maximale innere Durchmesser der Gallenblase und des Hauptgallengangs wurde bei den Patienten mit gallensteininduzierter Pankreatitis signifikant höher gemessen (p < 0,0001).

Fazit

Die von der Cholezystitis-Diagnostik her bekannten CT-Merkmale der Gallenblase können nach Auffassung der Autoren eine Schlüsselrolle spielen für den Nachweis einer akuten gallensteininduzierten Pankreatitis in der Abgrenzung zur nicht biliären Pankreatitis.

Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)

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