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DOI: 10.1055/s-0031-1277327
Einfluss der Blutzuckerselbstkontrolle auf die glykämische Kontrolle bei Typ-1-Diabetes
Einleitung: Die Blutzuckerselbstkontrolle ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Insulinbehandlung bei Typ-1-Diabetes. Allerdings gibt es nur wenige Daten, in wieweit die Anzahl der durchgeführten BZ-Kontrollen mit der Güte der Blutzuckereinstellung assoziiert ist. In dieser Studie wurde daher an einer ambulanten Stichprobe von Typ-1-Diabetikern der Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der durchgeführten Blutzuckerselbstkontrolle und der glykämischen Kontrolle untersucht.
Methodik: An dieser Studie nahmen 187 Typ 1 Diabetiker (Alter 46,9±12,9J., 43% weiblich; Diabetesdauer 19,8±13,6J., HbA1c 7,8±1,1%, BMI 27,1±4,9kg/m2) teil, die ambulant in Schwerpunktpraxen behandelt wurden. Die Patienten bearbeiteten folgende Fragebögen: Wissenstest, Fragebogen zur Hypoglykämiewahrnehmung, PAID (Fragebogen zu diabetesbezogenen Belastungen), CES-D (Depressivität) und die Michigan Empowerment Scale (Diabetesempowerment). Mithilfe einer multivariater Regressionsanalyse wurde die Bedeutung der Häufigkeit der Blutzuckerselbstkontrolle analysiert, während gleichzeitig demographische (Alter, Geschlecht, Schulabschluss, Diabetesdauer), medizinische (Insulinbedarf, CSII Therapie, Diabeteswissen, Hypoglykämiewahrnehmung) und psychologische Variablen (Depressivität, diabetesbezogene Belastungen, Diabetesempowerment) in das Regressionsmodell einbezogen wurden. Die Qualität der glykämischen Kontrolle wurde anhand des HbA1c Wertes (HbA1c >7,5% suboptimale glykämische Kontrolle) operationalisiert.
Ergebnisse: In der Stichprobe wiesen 57,8% der Patienten eine suboptimale glykämische Kontrolle auf. Die multivariate Analyse zeigte, dass mit jeder zusätzlichen täglichen Blutzuckermessung (Referenz: 3 und weniger tägliche Blutzuckermessungen) das Risiko einer suboptimalen glykämischen Kontrolle statistisch signifikant um 25,9% (OR 0,741; 95% KI: 0,591–0,926; p<0,05) abnahm. Die Adjustierung für die oben genannten demographischen, medizinischen und psychologischen Variablen veränderte das relative Risiko nur unwesentlich (OR 0,738; 95% KI: 0,571–0,953; p<0,05). Tendenziell erwies sich auch ein höheres Diabeteswissen als statistisch signifikanter Prädiktor: Mit jeder richtigen Antwort mehr im Diabeteswissenstest verringerte sich das Risiko einer suboptimalen glykämischen Kontrolle um 16,9% (OR 0,831; 95% KI: 0,686–1,015; p=0,07). Die übrigen Variablen wiesen keine bedeutsamen Assoziationen zu einer suboptimalen glykämischen Kontrolle auf. Die Anpassungsgüte des Gesamtmodells war befriedigend (Nagelkerke R2=0,225).
Schlussfolgerung: Bei den untersuchten Typ-1-Diabetikern reduzierte sich mit zunehmender Häufigkeit der täglichen Blutzuckerselbstkontrollen das Risiko einer suboptimalen glykämischen Kontrolle signifikant. Die Häufigkeit der Blutzuckerselbstkontrollen erwies sich auch bei der statistischen Kontrolle anderer potenzieller demographischer, medizinischer und psychologischer Einflussfaktoren als der wichtigste Prädiktor einer guten glykämischen Kontrolle.