Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A53
DOI: 10.1055/s-0031-1278055

Möglichkeiten und Ergebnisse der Behandlung von Paravasaten im Bereich der oberen Extremität

B Gehl 1, R Hierner 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, der Universität Duiburg-Essen, Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie, Essen, Deutschland

Einleitung: Die akzidentelle paravenöse Infusion von Lösungen und/oder Medikamenten im subkutanen Gewebe stellt ein oft unterschätztes Problem dar

Patienten und Methode: In einer retrospektiven klinischen Studie wurden 60 Patienten,nachuntersucht. Es handelte sich um 32 Frauen und 28Männer, im Alter von 6w –92 Jahren. Untersuchungskriterien waren: 1) Art des Paravasats, 2) Zeitpunkt zwischen Paravasat und erster Behandlung, 3) Art der Behandlung, 4) Wundheilung und 5) Art und Anzahl von Komplikationen.

Ergebnisse: Bei 46 Patienten kam es zu einem Paravasat mit physiologischer Kochsalzlösung; In 14 Patienten bestand ein Paravasat mit Epirubicin oder Adriamycin. Die durchschnittliche Dauer zwischen Paravasat und erster plastisch-chirurgischer Behandlung betrug 7 (1–86) Tage. Nach Paravasat mit Kochsalz konnten bei 28 Patienten eine Spontanheilung ohne Funktionsverlust abgewartet werden. Bei 14 Patienten trat nach Spontanheilung eine partielle Hautnekrose auf, die entfernt und mithilfe einer Spalthauttransplantation geschlossen wurde. Bei den 14 Patienten mit Chemotherapieparavasat erfolgte innerhalb der ersten 24h in 4 Fällen eine akute Lipossuction. Hier kam es zu einer Primärheilung. In 10 Fällen erfolgte die Vorstellung sekundär. Ein Debridement musste bei allen Patienten durchgeführt werden. Der Defektverschluss erfolgte in allen Fällen mithilfe einer Lappenplastik.

Schlussfolgerungen: Die Prävention von Paravasaten vor allem mit Chemotherapeutika ist von größter Bedeutung. Durch die großzügigere Indikationsstellung für Portsysteme konnte die Anzahl an schweren Gewebedefekten nach Extravasation von Chemotherapeutika deutlich gesenkt werden. Für die Therapie der Paravasate hat sich eine interdisziplinäre Therapie bewährt. Abhängig von Art und Menge der paravenös gelaufenen Substanz und dem Zeitpunkt der Ersttherapie stehen mehrere Behandlungsmöglichkeiten zu Verfügung.