Laryngorhinootologie 2011; 90(06): 340-341
DOI: 10.1055/s-0031-1280722
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tonsillektomie – "Tissue Welding" gewinnt Vergleich mit monopolarer Elektrokaustik

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Publication Date:
27 May 2011 (online)

 

Geringere Morbidität und schnellere Genesung – mit dieser Maßgabe wurden für die Tonsillektomie verschiedene Operationstechniken entwickelt. Bislang hat sich keine Methode als eindeutig überlegen erwiesen. Dies könnte sich möglicherweise künftig ändern, und zwar durch den Einsatz einer innovativen Technologie, dem sogenannten "Tissue Welding" (TW).
Eur Arch Otorhinolaryngol 2011; 268: 255–260

TW mittels ENTceps-Pinzette funktioniert nach dem Prinzip "Schweißen und Schneiden in einem Schritt", und das bei einer niedrigen Arbeitstemperatur von 2–3 °C über der normalen Körpertemperatur. Das Ergebnis: eine saubere Resektionsfläche mit minimalem Hitzetrauma des umgebenden Gewebes ohne Blutung oder Verkohlung. Die Erwartungen: weniger postoperative Schmerzen, weniger Nachblutungen und schnellere Heilung.

Ob diese zu Recht bestehen, haben Silvola et al. aus Lahti, Finnland, in einer einzelblinden, prospektiven Vergleichsstudie geprüft. Dazu randomisierten sie 60 Erwachsene auf 2 Tonsillektomie-Gruppen. In 31 Fällen kam die TW-Technik zum Einsatz, in 29 der monopolare Elektrokauter. Vor, während und bis zu 2 Wochen nach der Operation wurden umfangreiche Daten zum Heilungsverlauf erhoben. Bei unkompliziertem Verlauf erfolgte die Entlassung binnen 10 h nach der Operation. Schmerzintensität und Beeinträchtigungen im Alltag wurden mittels spezieller Fragebögen auf einer Analogskala von 0 bis 10 bewertet. Alle Teilnehmer erhielten postoperativ eine Schmerztherapie mit Ketoprofen und Oxycodon als Rettungsmedikation. Bei der Entlassung wurden Ketoprofen und bei Bedarf zusätzlich Paracetamol-Codein-Tabletten verordnet. Primäres Studienziel war das Verschwinden der Schluckschmerzen.

Patienten der TW-Gruppe erholten sich nach der Entlassung deutlich schneller und fühlten sich durch die Schmerzen in ihren Aktivitäten wesentlich weniger beeinträchtigt als die Elektrokaustik-Gruppe. Schluckschmerzen verschwanden 2 Tage früher (10,2 vs. 12 Tage). Auch Ruhe- (7,4 vs. 8,3 Tage), Sprech- (5,7 vs. 7,3 Tage) und nächtliche Schmerzen (4,4 vs. 7,4 Tage) ließen schneller nach. Die Patienten konnten ihre normalen Alltagsaktivitäten früher wieder aufnehmen (11,6 vs. 13,1 Tage). Essen (9,6 vs. 10,8 Tage), Trinken (6,6 vs. 8,2 Tage) und Schlafen (5,8 vs. 8,3 Tage) waren weniger lange beeinträchtigt. Sekundärblutungen (n = 3) traten nur in der Elekrokaustik-Gruppe auf. TW-Patienten klagten seltener über Erbrechen (1 vs. 11) und suchten seltener erneut die Klinik auf (2 vs. 7). Der Analgetikabedarf war in beiden Gruppen gleich. Bezüglich der perioperativen (Operationsdauer, Blutverlust) und der frühen postoperativen Parameter (Rettungsmedikation, Nachblutung, leichte Nebenwirkungen, wie Übelkeit und Erbrechen) gab es keine signifikanten Gruppenunterschiede.