Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2011; 18(03): 109
DOI: 10.1055/s-0031-1280730
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Norwegen – Tularämie durch kontaminiertes Wasser

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Publication Date:
14 June 2011 (online)

 

Im ersten Quartal des Jahres erkrankten in Norwegen 46 Menschen an Tularämie. 39 dieser Fälle gehen auf einen Ausbruch in Zentralnorwegen zurück. Die übrigen 7 Fälle ereigneten sich über das ganze Land verteilt.

Als Hauptinfektionsquelle wird kontaminiertes Wasser aus privaten Brunnen oder kleinen Bächen vermutet – 34 von den in Zentralnorwegen erkrankten Personen gaben an, in dem Monat vor der Erkrankung von solchem Wasser getrunken zu haben.

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Abb. 1 Hautulzera nach Infektion mit F. tularensis. (Quelle: Wikimedia Commons)

Bei der Tularämie handelt es sich um eine Zoonose, deren Erreger – das gramnegative Bakterium Francisella tularensis – bisher bei mehr als 250 verschiedenen Tierarten nachgewiesen werden konnte. Dazu zählten sowohl Fische, Vögel, Arthropoden als auch Amphibien. Das für den Menschen bedeutsamste Reservoir scheinen jedoch kleine Säugetiere zu sein, dementsprechend ist die Krankheit auch unter den Namen "Hasenpest" und "Lemmingfieber" bekannt. Tatsächlich wurden in diesem Winter in Zentralnorwegen ungewöhnlich hohe Populationszahlen von Lemmingen festgestellt. Durch den schmelzenden Schnee wurden dann vermutlich viele Brunnen und Fließgewässer durch Kadaver oder Exkremente dieser Nager mit F. tularensis kontaminiert.

F. tularensis ist ein hochkontagiöser Erreger. Neben allgemeinen Symptomen wie Fieber, Unwohlsein und Muskelschmerz kann das klinische Bild der Tularämie sehr vielfältig sein. Dazu gehören unter anderem Hautgeschwüre, Lymphknotenschwellungen an der Eintrittspforte, nahe der Ohren oder im Hals sowie intestinale, pulmonale oder typhoidale Beschwerden.

In Norwegen kommt es immer wieder zu Fällen der Tularämie. So wurden in den Jahren 2001 bis 2010 insgesamt 3 Ausbrüche und einige sporadische Fälle registriert. Jährlich erkrankten 3 bis 66 Personen. Neben der Infektion durch kontaminiertes Wasser können sich Menschen auch durch direkten Kontakt zu Kleinsäugern, durch Einatmen von Staub oder Aerosolen sowie durch blutsaugende Ektoparasiten infizieren.

Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

Quellen: promed; Robert Koch-Institut