Z Sex Forsch 2012; 25(1): 4-25
DOI: 10.1055/s-0031-1283941
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Erotischer Fotoaustausch unter Jugendlichen: Verbreitung, Funktionen und Folgen des Sexting

Nicola Döring
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Publication Date:
16 March 2012 (online)

Übersicht:

Der private Austausch selbst produzierter erotischer Fotos per Handy oder Internet wird als „Sexting“ bezeichnet. In der Öffentlichkeit wird Sexting primär als mediales Problemverhalten Jugendlicher diskutiert. Medienpädagogische Kampagnen betonen die Gefahren erotischen Fotoaustauschs und fordern Jugendliche zur Sexting-Abstinenz auf. Der vorliegende Beitrag beschreibt das Phänomen Sexting erstmals umfassend aus sozialpsychologischer Perspektive: Wie verbreitet ist Sexting? Welche Funktionen erfüllt Sexting für die Beteiligten? Welche positiven und negativen Folgen resultieren aus dem Sexting? Wann ist Sexting illegal? Wie funktioniert sicheres Sexting? Diese Fragen werden auf der Basis vorliegender Studien, einer eigenen Fragebogenerhebung sowie einer explorativen Sichtung von diversen Sexting-Diskussionen in Online-Foren behandelt. Dabei wird deutlich, dass die große Mehrheit der Jugendlichen Sexting ablehnt und auch nicht praktiziert (gut 80 % der Mädchen und 85 % der Jungen). Die Minderheit, die sich aktiv beteiligt, tut dies überwiegend im Rahmen intimer Kommunikation in Liebes- und Flirtbeziehungen, wobei positive Erfahrungen der Normalfall sind. In den wenigen Fällen, in denen private freizügige Fotos ungewollt und rechtswidrig in Umlauf gebracht werden, führt dies zu einer Stigmatisierung der betroffenen Mädchen verbunden mit einer Schuldzuweisung an die Opfer. Geschlechteraspekte des Sexting und Perspektiven für die zukünftige Forschung werden aufgezeigt. 

Literatur

Prof. Dr. Nicola Döring

Technische Universität IlmenauInstitut für Medien und Kommunikationswissenschaft

Ehrenbergstr. 29 (EAZ 2217)

98693 Ilmenau

Email: Nicola.Doering@tu-ilmenau.de

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