Suchttherapie 2011; 12 - S2_7
DOI: 10.1055/s-0031-1284486

Gebrauch psychotroper Medikamente unter älteren Menschen

B Gaertner 1, H Knopf 1, M Holzhausen 2, U Hapke 1, P Martus 2, C Scheidt-Nave 1
  • 1Robert-Koch Institut, Berlin
  • 2Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie, Charité Universitätmedizin Berlin, Berlin

Ziel ist die Darstellung des Gebrauchs psychotroper Medikamente unter älteren Menschen. Darüber hinaus werden der Verdacht einer Medikamentenabhängigkeit sowie das psychische Befinden von Personen mit psychotropem Medikamentenkonsum betrachtet. Methodisches Vorgehen: Die Stichprobe bildeten 299 Personen im Alter zwischen 65 und 93 Jahren einer nach Altersgruppen und Geschlecht stratifizierten Berliner Einwohnermeldeamtsstichprobe. Es wurden prozentuale Anteile für die Einnahme psychotroper Medikamente in den letzten 7 Tagen vor der Befragung und für ein positives Screeningergebnis zur Medikamentenabhängigkeit nach der Severity Dependence Scale (Gossop et al. 1995, Bischof et al. 2009) bestimmt. Geschlechterunterschiede im psychotropen Medikamentengebrauch wurde mittels Chi-Quadrat-Test geprüft. Unterschiede im psychischen Befinden nach dem Mental Health Inventory (Berwick et al. 1991, Rumpf et al. 2001) zwischen Personen mit bzw. ohne psychotropen Medikamentengebrauch wurden über einen t-Test überprüft. Ergebnisse: Von den 299 Teilnehmern (54,2% Männer; Durchschnittsalter: 75,7 Jahre) nahmen 17,1% innerhalb der letzten 7 Tage psychotrope Medikamente (z.B. 5,4% Sedativa und Hypnotika; 2,7% Analgetika; 1,3% Benzodiazepin als Anxiolytikum). Frauen nahmen häufiger psychotrope Medikamente ein als Männer (25,5% vs. 9,9%; p<0,001). Von denjenigen mit psychotropem Medikamentengebrauch (n=51) erzielten 19,6% ein positives Screeningergebnis hinsichtlich einer Medikamentabhängigkeit. Das psychische Befinden war bei denjenigen mit Gebrauch psychotroper Medikamente schlechter als bei denjenigen ohne psychotropen Medikamentgebrauch (p=,03). Schlussfolgerung: In der vorliegenden Stichprobe war psychotroper Medikamentengebrauch weit verbreitet, wobei der Anteil besonders unter Frauen hoch war. Weitere Hintergründe zu der Medikamenteneinnahme und Grenzen der Studie werden diskutiert.

Literatur: Berwick D.M. et al. 1991 Medical Care; Bischof G. et al. 2009 Dtsch Med Wochenschr; Gossop M. et al. 1995 Addiction; Rumpf H.-J. et al. 2001 Psychiatry Research