Suchttherapie 2011; 12 - S18_3
DOI: 10.1055/s-0031-1284562

Medikamentenmissbrauch in Europa

AT Casati 1, T Pfeiffer-Gerschel 1
  • 1IFT Institut für Therapieforschung, München

Hintergrund: Medikamentenmissbrauch ist ein wachsendes Problem, das immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt. Der Internationale Suchtstoffkontrollrat der Vereinten Nationen prognostiziert, dass der weltweite Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten bald den Konsum von illegalen Drogen übersteigen wird. Eine erhebliche Anzahl an Psychopharmaka besitzt ein Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial (z.B. Opioid-Analgetika oder Sedativa /Hypnotika). Darüber hinaus werden immer wieder Substanzen, bei denen kein Missbrauchspotenzial vermutet wurde, auffällig konsumiert (z.B. Antidepressiva oder Erkältungsmedikamente). Aus diesen Gründen ist es von besonderer Bedeutung, die Entwicklung des Arzneimittelmissbrauchs zu beobachten. Die Hauptziele dieses Literaturüberblicks sind es, das Ausmaß von Medikamentenmissbrauch und -abhängigkeit innerhalb Europas zu evaluieren sowie Hochrisikogruppen zu identifizieren, um einen aktuellen Überblick des Problems auf europäische Ebene darzustellen.

Methoden: Systematische Literaturrecherche zum Thema Medikamentenmissbrauch und –abhängigkeit in Europa. Dabei liegt der Fokus auf der Untersuchung aller Arzneimittelgruppen ausgenommen Benzodiazepine, weil diese schon umfangreich erforscht worden sind.

Ergebnisse: Über 60 relevante Literaturquellen wurden identifiziert. Die am meisten missbrauchten Arzneimittelgruppen waren Analgetika, Substitutionsmittel und Sedativa/Hypnotika. Jugendliche, ältere Menschen, Frauen und Drogenkonsumenten stellten sich als Hochrisikogruppen für einen Missbrauch bzw. eine Abhängigkeit von Medikamenten heraus. Es werden Prävalenzen, Missbrauchsmuster und Unterschiede zwischen europäischen Ländern präsentiert.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse dieser Recherche liefern uns einen Überblick über die Verbreitung des Arzneimittelmissbrauchs in Europa. Daraus können Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden, um den Medikamentenmissbrauch und dessen Konsequenzen zu reduzieren.

Literatur: International Narcotics Control Board (2007). Report of the International Narcotics Control Board for 2006. New York: United Nations Publications.