Suchttherapie 2011; 12 - S32_2
DOI: 10.1055/s-0031-1284615

Alkohol, Vorglühen und Gewalterfahrungen – Vergleiche zweier Stichpunktbefragungen in einem innerstädtischen Ausgehbezirk

MM Berner 1, S Wahl 1, C Keim 2, J Röhrig 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Freiburg
  • 2Landratsamt Breisgau Hochschwarzwald, Freiburg

Hintergrund: 2008 wurde in Freiburg vor dem Hintergrund des damaligen Alkoholverbotes im innerstädtischen Ausgehbezirk eine Stichpunktbefragung der Ausgehpopulation durchgeführt. Diese zeigte einen hohen Alkoholkonsum der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15–24 Jahre) und lieferte die Begründung für die Entwicklung einer Alkoholpolitik der Stadt und ein Präventionsprogramm. Die Befragung wurde 2010 wiederholt, um Auswirkungen der durchgeführten Maßnahmen zu untersuchen. Methodik: Am 30.4.2010 führten 23 geschulte Interviewer insgesamt 259 (57% Zustimmung) Interviews unter Verwendung eines standardisierten Interviewleitfadens durch. Die Stichprobe war in Geschlechterverteilung und Ausbildungsstand der ersten Stichprobe (308 Interviews) vergleichbar, das Alter lag mit dem Median von 23,1 Jahren etwas höher. Ergebnisse: An einem Ausgehabend werden 59g Reinalkohol (Median, M: 73, F: 42) konsumiert. Der Konsum bei den 18–20 jährigen Männern am höchsten (118g), in der ersten Befragung war dies in der Gruppe der 15–17 jährigen Jugendlichen. Die angegebene Trinkmenge ist signifikant niedriger als in der ersten Befragung (p<0,01). 45% der Befragten beantworten mindestens eine der CAGE Fragen mit „Ja“. Mehr als die Hälfte des Gesamtalkoholkonsums entfällt auf das „Vorglühen“ (bei den 18–20-jährigen am stärksten). Gewalterfahrungen sind mit Vorglühen assoziiert, sind aber im Vergleich zur ersten Befragung seltener (p<0,001). 61 der Befragten sehen mit dem Alkoholverbot eine Veränderung des Umgangs mit dem Thema Alkohol. Präventionsangebote werden als positiv bewertet.DiskussionDer absolute Alkoholkonsum, pro Ausgehabend ist weiterhin hoch, jedoch niedriger als in der ersten Befragung. Insbesondere die Gruppe der Minderjährigen zeigt jetzt deutlich moderatere Konsummuster. Vorglühen ist weiterhin ein weit verbreitetes mit Gewalterfahrungen assoziiertes Phänomen. Die erhobenen positiven Veränderungen könnten Ergebnisse der intensiven präventiven Maßnahmen sein.