Suchttherapie 2011; 12 - S40_4
DOI: 10.1055/s-0031-1284648

Rauchen und Trinken in Filmen und ihre Assoziation zu jugendlichem Substanzkonsum

R Hanewinkel 1, M Morgenstern 1
  • 1Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, Kiel

Fragestellung: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Substanzkonsum in Kinofilmen und dem Substanzkonsum von Jugendlichen?

Methode: 16.551 Jugendliche aus den Ländern Deutschland, Italien, Island, Niederlande, Polen und Schottland wurden für diese Untersuchung rekrutiert. 646 populäre Kinofilme der Jahre 2004 bis 2009 wurden inhaltsanalytisch im Hinblick auf Tabakrauchszenen und Szenen des Alkoholkonsums untersucht. Den Jugendlichen wurde eine individualisiert-randomisierte Liste von 50 Kinofilmen aus der Grundgesamtheit aller 646 Kinofilme vorgelegt. Sie wurden gebeten anzugeben, welche Filme sie gesehen hatten. Aus diesen Informationen wurde die Exposition mit Substanzkonsumszenen in Kinofilmen geschätzt. Mittels multipler Regressionsanalysen, die bekannte Risikofaktoren des Substanzkonsums Jugendlicher kontrollierten, wurde die Assoziation zwischen der Exposition mit Substanzkonsum in Filmen und dem jugendlichen Rauchen und Trinken bestimmt.

Ergebnisse: Verglichen mit Jugendlichen, die relativ wenig Tabakrauchszenen in Filmen gesehen hatten, wiesen Jugendliche mit hoher Exposition auch bei Kontrolle anderer Risikofaktoren ein Chancenverhältnis von 1,68 (95% Konfidenzintervall: 1,47–1,92) auf, jemals geraucht zu haben. Jugendliche, die viele Alkoholkonsumszenen in Filmen gesehen hatten, hatten im Vergleich zu Jugendlichen, die nur wenige Alkoholkonsumszenen gesehen hatten, ein erhöhtes Risiko, selbst Alkohol getrunken zu haben (Chancenverhältnis: 1,66; 95% Konfidenzintervall: 1,47–1,88).

Schlussfolgerung: Erste Auswertungen einer europäischen 6-Länder-Studie bestätigen eine deutliche Kovariation zwischen der Exposition mit Rauch- und Trinkszenen in populären Kinofilmen und jugendlichem Substanzkonsum.